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Wie schwierig der Zugang sein mag, davon zeugt ein begrifflich

ziemlich gründlich danebenzielender Interpretationsversuch Joseph

Schumpeters (immerhin eines Zeitgenossen Spanns), wenn er in sei-

ner umfassenden Analyse zur Lehrgeschichte

1

etwa feststellt, das

„Konzept der Gleichwichtigkeit“ sei „genau dasselbe“ wie das (neo-

klassische) „Konzept des Gleichgewichts“; eine aus ganzheitlicher

Sicht völlig unzusammenhängende und unvollziehbare Gleichsetzung

(die, wenn als Art Analogie überhaupt zulässig und sinnvoll, allenfalls

noch zwischen „Gleichgewicht“ und „Entsprechung“ denkbar, je-

doch auch nur sehr bedingt, in sozusagen eindimensional unstruk-

turierter Sicht der Ausgliederung, was eben nicht ganzheitlich).

Spann selber gesteht die Schwierigkeit zu, wenn er zur zweiten

Auflage des „Fundaments“ (1921) bekennt: „Wie berechtigt der Vor-

wurf der Schwerverständlichkeit ist, fühle ich selbst am besten. Ich

habe das . . . Buch daraufhin durchgearbeitet und . . . einiges gebes-

sert . . . Freilich ... es galt die Volkswirtschaftslehre aus der rohen

Auffassung und Begriffsform einer Kausalwissenschaft herauszuheben

und sie als Wissenschaft von ganz anderer begrifflicher Natur ... zu

begründen, als eine Wissenschaft, welche die Zweckbeziehung ihrer

Elemente zueinander als das einzig Wesentliche und Unterscheidende

in ihrem Gegenstande ansieht. Es ist das Sinnvoll-sich-Verhaltende,

das als Mittel zum Ziele, als niederer zum höheren Zweck Sichver-

haltende, was in aller Wirtschaft uns entgegentritt — nicht das Mecha-

nische, nicht ,Gütermengen', nicht ,Quantitätsverhältnisse' . . .“

(Bd 3, 7). Demgemäß bezeichnet er objektivermaßen auch in „Tote

und lebendige Wissenschaft“ die Darstellung seines Begriffsgebäudes

der universalistisch-ganzheitlichen Wirtschaftslehre an sich schwieriger

als jenes der individualistisch-klassischen (vgl. Bd 6, 24). Die im uni-

versalistischen Sinne tragenden und systembestimmenden Begriffe

seien zwar älter und — wie unter anderem in den „Haupttheorien“

dargelegt (vgl. Bd 2, 12 ff.) — bereits in der Antike, etwa bei Platon

und Aristoteles, sowie in der Scholastik angelegt

2

; jedoch erst die

1

Joseph A. Schumpeter: History of Economic Analysis, herausgegeben von E. B. Schum-

peter, London 1954, S. 413.

2

Vgl. auch Edgar Salin: Politische Ökonomie. Geschichte der wirtschaftspolitischen