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und insbesondere sein neues Verfahren der Wissenschaften. Er sagt
darüber in reifer Betrachtung des rückblickenden Forschers:
„Die große Frage ist nun, was ,Ganzheit' in Wahrheit sei; und wie sich auf
ihren Begriff ein eigenes, dem ursächlich-mechanisch-mathematischen und
atomistischen entgegengesetztes Verfahren gründen lasse?
Als ich vor jetzt mehr als vierzig Jahren vor der Notwendigkeit stand, diese
Aufgabe zu lösen, war ich in weit günstigerer Lage als Driesch . . . Denn mein
Gegenstand, die Gesellschaft, war geistiger Art; und am entfalteten Geiste läßt
sich alles, was man ganzheitliche Gliederung und Kategorien nennt, ungleich
deutlicher erkennen, als an Vorgängen des leiblichen Lebens, welche ja doch
stets mit physikalisch-chemischen Naturvorgängen verbunden und dadurch in
ihrer reinen Eigenart verdunkelt sind ... In den Gegenständen der Geisteswissen-
schaften und am meisten der gesellschaftlichen Wissenschaften gibt es keine
Zusammensetzung, keine Summierung aus Teilen, die von sich selbst und für sich
selbst, also vor der Zusammen-Setzung schon bestünden; vielmehr, die ,Teile'werden
erst aneinander, sie werden erst in G e g e n s e i t i g k e i t ; wie z. B.
das Kind an der Mütterlichkeit, die Mütterlichkeit am Kinde, der Schüler am
Lehrer, der Freund am Freunde. — Ist nun dies die Grundtatsache alles gesell-
schaftlich-geistigen Geschehens, diese geistige Gegenseitigkeit, Gemeinschaft
oder, wie ich sie auch nannte, G e z w e i u n g ; dann ist jeder Teil dieses Ge-
schehens G l i e d , sinnvoll zu verstehendes Glied und das Geschehen selbst,
die Gemeinschaft oder Gezweiung; G a n z h e i t !
Damit war der Weg zur Erkenntnis und Bestimmung des neuen Verfahrens
frei; nicht mechanisch-ursächliche Gesetze eines sinnfreien daher nur mathe-
matisch bestimmbaren Geschehens, sondern sinnvoll zu begreifende Gliedver-
bundenheit, sinnvolle Gegenseitigkeit ist es, was das neue Verfahren kennzeich-
net.
Kurz gesagt: G l i e d l i c h k e i t g e g e n U r s ä c h l i c h k e i t ! , das
war die Losung!
Der Satz, daß das Ganze nicht nur die Summe seiner Teile sei (der übrigens
die Gefahr in sich hatte, wiederum auf das Mengenhafte, das ,Mehr' hinzuführen),
war nun bedeutungslos. Worauf es ankam, war, die Weisen, Kategorien der
Gliedlichkeit, also der Ganzheit, zu erforschen.
Im Fortgange der gesellschafts- und wirtschaftswissenschaftlichen Unter-
suchungen und Forschungen ergab sich als besonders wichtig die L e i s t u n g
oder Funktion; und zwar im Sinne einer sinnvollen Verrichtung, Zielerreichung,
nicht in einer mathematischen Funktion, welche wieder auf den Begriff der
sinnfreien Abfolge, also des Mechanisch-Ursächlichen zurückgeführt hätte.
Und damit war der Bann gebrochen! Die Volkswirtschaftslehre z. B. war nun
keine auf mathematische ,Preisgesetze' ausgehende Wissenschaft mehr, vielmehr
waren es die sinnvollen Leistungen der Güter, der Arbeitshandlungen, Erfindun-
gen usw. im Gesamtganzen der Wirtschaft, welche sich als auffälligste Erschei-
nung der Wirtschaft darstellten.