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Die V ö l k e r p s y c h o l o g i e , w i e s i e M o r i t z L a z a r u s

u n d H e y m a n n S t e i n t h a l gefordert haben, hat allerdings

nicht die Isolierung e i n e s gesellschaftlichen Phänomens von an-

deren zum Problem, aber nur, weil es sich bei dieser um die gleich-

mäßige völkerpsychologische Beschreibung a l l e r gesellschaftlichen

Phänomene handelte. Dieses Vorgehen ist indessen unhaltbar und

unkritisch, weil eben nicht alle gesellschaftlichen Phänomene von

gleicher Struktur sind. Der Fehler dieses Versuchs einer Völker-

psychologie liegt somit hauptsächlich in einem Verstoß gegen unser

Problem

1

. W i l h e l m W u n d t hat dann die Objekte der völker-

psychologischen Forschung auf Sprache, Mythus und Sitte be-

schränkt, und mußte schon zur Rechtfertigung dieser Auswahl und

Sonderstellung eine gewisse Untersuchung der Verhältnisse der ver-

schiedenen gesellschaftlichen Erscheinungskreise zueinander fordern.

Es ist ersichtlich, wie die methodischen Differenzen zwischen Wundt

und Lazarus ganz in unserem Problem beschlossen liegen.

II. Gliederung unserer dogmenkritischen Untersuchung

Haben wir im bisherigen ausgeführt, daß sich die Bestrebungen

einer Verhältnisbestimmung der gesellschaftlichen Teilinhalte zuein-

ander in den verschiedenen sozialen Wissenschaften tatsächlich fin-

den, und zwar im Mittelpunkte des Methodenproblems stehen, so

liegt es uns nunmehr ob, diese Bestrebungen im einzelnen zu unter-

suchen.

Die bisherigen Exemplifikationen haben auch hinreichend dar-

getan, daß das eigentliche Problem, welches der Verhältnisbestim-

mung eines sozialwissenschaftlichen Objektes (z. B. der Wirtschaft)

zu den anderen sozialen Erscheinungen zugrunde liegt, das ist: zu

zeigen, daß und wie das Objekt einer einzelnen Sozialwissenschaft

(z. B. der Nationalökonomie) ein T e i l i n h a l t des Ganzen der

Gesellschaft sei. Die selbständige Untersuchung des Problems der

Bestimmung des Verhältnisses der Wirtschaft zur Gesellschaft nimmt

damit notwendig die allgemeinere Form einer Z e r l e g u n g d e s

1

Alle diese Urteile werden später noch eine eingehende Begründung finden.