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der Entsprechungsverhältnisse in den Leistungszweigen der Wirtschaft.
Man kann dies als „ G e s e t z d e s A u s g l e i c h s d e r
L e i s t u n g s z w e i g e “ (Wirtschaftszweige) bezeichnen. Es kommt
in der heutigen Volkswirtschaft zur Erscheinung in Gestalt des
sogenannten „Einflusses“ der Preise auf die Erzeugung wie die
Verteilung und damit auf die gesamte Gestaltung der Volkswirtschaft.
Die Gesetze des Zusammenhanges von Preis und Leistung sind keine
selbständigen, ursprünglichen Gesetze, sondern nur andere Formen der
Leistungsgesetze (oder auch der Preisgesetze selber), genauer: sie sind
nur die Umdeutungen der Leistungs-Entsprechungen in Größen-
Entsprechungen. Allen Leistungszusammenhängen entsprechen eben
Zusammenhänge ihrer Geltungsgrößen und umgekehrt. Zuerst einige
Beispiele, bei denen sich zeigen wird, daß sich die Leistungs-
Entsprechungen zumeist nur in der Preisform wiederholen.
Solcherart sind die Thünenschen Gesetze, wenn die Rolle, die der Preishöhe
zukommt,
ins
Auge
gefaßt
wird:
das
G e s e t z
d e r
n u r
v e r h ä l t n i s m ä ß i g e n R a t i o n a l i t ä t d e r L a n d b a u s y s t e m e
bei wechselndem Preise, und das G e s e t z d e r z u n e h m e n d e n
I n t e n s i t ä t d e r A c k e r b a u s y s t e m e m i t z u n e h m e n d e r
P r e i s h ö h e (Marktnähe). Man kann sie deutlicher auch so formulieren: Nicht jedes
Ackerbausystem ist das wirtschaftlich richtige; vom Preis der Erzeugnisse hängt es ab,
welches zu wählen ist. Bei höheren Preisen sind die jeweils intensiveren, bei niederen
Preisen die jeweils extensiveren / Verfahren die rationellsten; die Marktnähe bedeutet
höheren Realpreis, daher nimmt die Intensität des Ackerbausystems mit der Marktnähe
zu.
Andere Beispiele bilden: die K n i e s i s c h e E r g ä n z u n g a m G e s e t z
T h ü n e n s , wonach die marktfernen Böden, wenn sie durch eine Verkehrsverbindung
Marktnähe erlangen, eine Hebung des Bodenpreises, die marktnahen dadurch (wegen
der Erweiterung des marktnahen Gebietes) eine Senkung des Bodenpreises erfahren;
oder Regeln, welche bisher zuwenig genau erkannt sind, um das strengere Gepräge von
Gesetzen zu haben. Etwa der Satz: Schlechte Valuta wirkt ausfuhrfördernd und
einfuhrhemmend. „Schlechte Valuta“ heißt hier höhere Preise der eigenen Erzeugnisse
im Auslande kraft des hohen Geldwertes der ausländischen Zahlungsmittel im Inland
(daher „Ausfuhr“ fördernd). Ein verwandtes Beispiel bietet die Bedeutung der Bankrate:
höherer Bankzinsfuß bewirkt Geldeinfuhr, ferner die Bedeutung der Zinshöhe
überhaupt für die Länge der Erzeugungsumwege (richtiger „Wirtschaftsumwege“);
endlich die Abhängigkeit der Zinshöhe selbst (also einer Preisart) vom Umfang des
Kapitals, die nach Böhm-Bawerk folgendem Gesetz unterliegt: Der Zins wird um so
höher stehen, je kleiner der Genußgütervorrat einer Volkswirtschaft ist (was nämlich
nur kurze, unergiebige Erzeugungsumwege ermöglicht) und je höher daher die
Mehrerträgnisse sind, die sich an eine Verlängerung der Umwege knüpfen.
Ähnlich können aufgefaßt werden die Entsprechungen, welche „Zölle“ in der