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inländischen Erzeugung verlangen. „Zoll“ ist keine wirtschaftliche Erscheinung für sich,

keine Leistungsart, sondern eine Preisform (von einer anderen Seite her „Kapital höherer

Ordnung“, wovon hier abzusehen ist). Die Wirkung solcher Preisänderungen ist in der

Schutzzoll- und Freihandelstheorie niedergelegt. Schutzzoll- und Freihandelstheorien

sind daher Theorien des Zusammenhanges von Preis und Funktionsgestaltung in der

Wirtschaft. Allerdings haben die beiden Theorien auch anderes zum Gegenstand,

nämlich die Bedeutung des großen Marktes einerseits, des inneren Zusammenhanges der

Dienstzweige in der Volkswirtschaft und ihrer produktiven Kräfte (Entsprechungen

höherer Ordnung, Kapitale höherer Ordnung) andererseits.

Das Beispiel der Zölle zeigt, wie sich die Wirkung sogenannter „staatlicher Eingriffe“

(das heißt genauer des „Kapitals höherer Ordnung“, der Leistungen des Staates als

Wirtschaftsmittel gefaßt) auf die Dienstzweige der Volkswirtschaft über den Umweg der

Preise geltend macht. Deutliche Beispiele bieten ferner die Steuern. Eine

„Materialsteuer“, welche den Rohstoff, nicht das Erzeugnis besteuert (z. B. in der

Zuckererzeugung die Rübe, nicht die Raffinade), hat bekanntlich die Wirkung, zur

intensivsten Ausnützung des Rohstoffs und damit zur Vervollkommnung der Technik

anzuspornen. Eine Verkehrssteuer wieder wirkt marktverkleinernd und damit schlecht

auf die Berufsteilung wie auf die Betriebsgröße.

Es gibt wohl kein Gebiet der Volkswirtschaftslehre, wo nicht der Zusammenhang

von Preis und Leistung in Frage käme. So müssen die Theorien der Teuerung (z.B. von

mir als Preisverschiebung kraft Pro-/ duktivitätsverschiebung behandelt), die Theorien

von den Wirkungen der Einführung von Maschinen, von den Wirkungen der Erhöhung

des Arbeitslohnes, der Verkürzung der Arbeitszeit und so fort diese Zusammenhänge

stets im Auge behalten, trotzdem sie eigentlich auf die Verschiebungen, auf den Umbau

der Volkswirtschaft, nicht geradezu auf die Preise gehen.

Nach diesen Beispielen kommen wir auf das Wichtigste des ganzen

Problems: den „Einfluß“ von Preis auf Leistung, oder umgekehrt,

nämlich auf die Frage: Was ist g r u n d s ä t z l i c h d a s P r i m ä r e ,

d i e L e i s t u n g o d e r d e r P r e i s ? Unsere Antwort lautet: die

Leistung ist das Primäre! Von einem „Einfluß" des Preises auf die

Leistung, wie man im Schrifttum sagt, kann daher auch keine Rede sein.

Wer die obigen Beispiele prüft, findet in Wahrheit nur: Leistung

beeinflußt Leistung, sie beeinflußt niemals s e l b s t , das heißt

unmittelbar, den Preis; erst vermittelt, durch die Umgestaltung,

Umgliederung aller Leistungen ändern sich die Leistungsgrößen, die

man fälschlich allein zu sehen gelernt hat und für primär wirkend statt

für bewirkt hält.

1

An einer planmäßigen Behandlung des Zusammenhanges von Leistungsgröße und

Leistungsgestaltung fehlt es bisher gänzlich.

1

Weiteres darüber siehe unten S. 336 ff.