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begnügt, die aber, voller Intuition, manchmal blitzartig Wesentliches

erhellen. Anderenfalls hätte er vielleicht der späteren

Grenznutzenlehre von ihrem Anbeginn eine universalistische Richtung

zu geben vermocht, die sie bis jetzt nicht deutlich eingeschlagen hat, die

zu nehmen aber eine Aufgabe der Zukunft sein wird. (Bisher ist die

Grenznutzenlehre mehr individualistisch eingestellt.)

Bekannt ist die Stellung von Adam Müllers G e 1 d 1 e h r e. Er hat

den rein metallistischen (und das ist individualistischen) Geldbegriff der

klassischen Schule zurückgewiesen, das Papiergeld zum ersten Male als

Ausdruck der lebendigen Nationalsolidarität, des Nationalkredits,

begriffen und es in dieser (universalistischen) Eigenschaft dem

Metallgeld an die Seite gestellt.

Überblickt man diese gesamte Lehre, so findet man, daß sie nicht so

geschlossen ist wie jene von Quesnay bis Ricardo. Das war ein

folgenschwerer Mangel. Denn dadurch war die Wirkung der Theorien

Müllers auf die Entwicklung der Lehrbegriffe unserer Wissenschaft

schwer beeinträchtigt! (Außerdem bekanntlich noch durch seine

politisch arg reaktionäre Stellung.) A b e r d e r G e i s t s e i n e r

F o r s c h u n g i s t d e r d a u e r n d e F ü h r e r d e r

d e u t s c h e n W i s s e n s c h a f t — d i e s e r u n b e w u ß t —

g e b l i e b e n . Dieser Geist war der universalistische, aus ihm hat die

ältere geschichtliche Richtung, aus ihm hat List geschöpft, aus ihm

daher auch die jüngere geschichtliche Schule, auch Dühring und

manche anderen.

/

Diese universalistische Denkrichtung, die Müller in der

Volkswirtschaft begründete, darf man auch als eine eigentümlich

deutsche Denkrichtung betrachten. So v i e l s t e h t j e d e n f a l l s

f e s t , d a ß e i n e n g r o ß e n i n d i v i d u a l i s t i s c h e n

N a t i o n a l ö k o n o m e n

D e u t s c h l a n d

n i e m a l s

h e r v o r g e b r a c h t h a t. (Über die Ausnahmestellung Carl

Mengers und seiner Schule später.) Eine solche Tatsache allein sagt alles.

Aber es war ja auch die d e u t s c h e (nachkantische) Philosophie, aus

der Müller schöpfte! — Daß Müller dem individualistischen

Zentralbegriff des Tausches keinen gleichartigen dogmatischen

Einheitsbegriff gegenüberzustellen vermochte, dies hat allerdings

seinen Grund nicht nur in einer geringeren Ausbildung des

Begriffssystems bei Adam Müller, sondern einen tieferen Grund, der im

Wesen der universalistischen Auffassung beschlossen liegt.

Als die eigentlichen Gegensätze der individualistischen und

universalistischen Volkswirtschaftslehre sehe ich die folgenden an: