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der Vitaldifferenz-Aufhebung haben denn auch beim System C höherer Ord-

nung keine Geltung. Selbst die genannte Form der Komomenten Vertretung

(Weiterleitung) nur in einem bildlichen Sinne, da sich hier die Variation von

f (R) und f ( S ) n i c h t a u f G r ö ß e n d e s h ö h e r e n S y s t e m s a l s

s o l c h e s bezieht

1

. E i n e V i t a l d i f f e r e n z d e s G e s a m t s y s t e m s

h ö h e r e r O r d n u n g e x i s t i e r t u n m i t t e l b a r a l s s o l c h e g a r

n i c h t ! Es kann von ihr bei den Systemen C höherer Ordnung nur in einem

bildlichen, übertragenen Sinne gesprochen werden. Der Begriff des Systems C

höherer Ordnung steht somit zu seinen Elementen (als welche entweder ein-

zelne Systeme C oder Partialsysteme zu betrachten sind) nicht in demselben

Verhältnisse wie der des Einzelsystems zu seinen Elementen (oder Partialsystemen),

s o n d e r n m i t d e m B e g r i f f d e s S y s t e m s C h ö h e r e r O r d -

n u n g i s t n o t w e n d i g e i n v o n d e m d e s E i n z e l s y s t e m

s

C

g r u n d s ä t z l i c h verschiedener Tatbestand zu bezeichnen. Avenarius hat

diese grundsätzliche Verschiedenheit, indem er den Begriff des Systems C höherer

Ordnung auf Grund jener Parallele von Partialsystem und Einzelsystem C konstruierte, nicht

beachtet.

Resumierend können wir sonach feststellen:

1.

daß Avenarius den Begriff des Sozialen als System C höherer Ordnung faßt;

2.

daß der Begriff des Systems C höherer Ordnung grundsätzlich nach der

Analogie des individuellen Systems C konstruiert ist und daß

3.

demgemäß auch die Vitaldifferenz des Systems C höherer Ordnung nach

der Analogie mit der Vitaldifferenz des Individuums konstruiert wurde (was

aber unhaltbar ist);

4.

daß der Begriff des O b j e k t i v a t i o n s s y s t e m s als Teilsystem des

Systems C höherer Ordnung und somit streng nach der Analogie des individuel-

len Partialsystems vom System C konstruiert ist; woraus sich ergibt,

5.

daß Avenarius eigentlich einen o r g a n i s c h e n B e g r i f f d e r G e -

s e l l s c h a f t (und zwar nach empiristischer Auffassung, also nicht teleologisch)

allein an. Dies wäre aber irrig. Eine Änderung der Komponenten (Bedingungen)

des Systems ist nämlich u n m i t t e l b a r überhaupt nicht möglich, sondern

dies kann nur m i t t e l b a r durch die Änderungen von f (R) und f (S) der

Individuen geschehen; denn diese Änderungen müssen nun erst Änderungen des

Individuums als solchem (und zwar im wesentlichen „ektosystematische“ Ände-

rungen) bedingen, denen die Bedeutung von Änderungsbedingungen des Systems

C höherer Ordnung zukommt. — M ü n s t e r b e r g s oben (S. 139) angeführ-

tes Argument, daß die Neurone des individuellen Gehirns auch nicht mitein-

ander verwachsen seien, sondern auch auf Verbindung miteinander angewiesen

seien, ist nicht stichhaltig, einfach, weil es nicht r i c h t i g ist. „Verbindung“

der Elemente im System C und „Verbindung“ der Elemente in System C

höherer Ordnung ist eben doch durchaus nicht das gleiche. Unleugbar

ist es doch, daß die Elemente des Systems C als solche im Bewußtsein des Indi-

viduums einen E i n h e i t s b e z u g haben, der dem System C höherer Ord-

nung p r i n z i p i e l l fehlt; d e m g e m ä ß kann man denn auch eine Ände-

rung von f (R) und f (S) in einem E l e m e n t unmittelbar als eine Änderung

des Systems auffassen, beim Kongregalsystem ist das unmöglich.

1

Dies ist, nebenbei gesagt, die einfachste und zwingendste Widerlegung des

organischen Gesellschaftsbegriffes — auf den nämlich Avenarius’ Auffassung prin-

zipiell hinausläuft!