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genugsamkeit Ernst gemacht wird, muß die Gottesvorstellung als ein

Geschöpf des eigenen Denkens, als anthropomorphe Vorstellung er-

scheinen. Die Einzelheitslehre ist daher in ihrem Grundzuge a-meta-

physisch. Für sie ist es schwer, einen Gottesbegriff zu begründen, der

die Postulate des Absoluten, Uberindividuellen wahren kann. Ich

sage nicht, daß ein Gottesbegriff, dem Gott das allerrealste Wesen

ist, jedem Individualisten praktisch unmöglich wäre; aber es geht

wohl nicht ohne Folgeunrichtigkeit im Begriffe des Individuums

dabei ab. In der natürlichen Denkrichtung der Einzelheitslehre liegt

es, die eigene Autarkie festzuhalten und den Gottesbegriff abzuwei-

sen. Und daraus folgt allgemeiner die Neigung alles Individualismus

zum Relativismus, ja zum Nihilismus in sittenwissenschaftlicher, er-

kenntnistheoretischer und metaphysischer Hinsicht (die Sophisten,

die französischen Materialisten, die englischen Utilitarier, Schopen-

hauer, Nietzsche!).

Auf die Folgerungen des Individualismus für die Kultur kommen

wir in anderem Zusammenhange zu sprechen.

Anders der Universalismus. Er erklärt den Einzelnen in seiner

Selbständigkeit ebenso wie in seiner Verhaftung an die anderen. Er

betrachtet / als Grundtatsache die Anknüpfung des eigenen Geistes

an den anderen Geist, des Einzelnen an die Ganzheit. Er erklärt die

Ganzheit als ein selbständiges Reales, er kennt damit von Anbeginn

ein selbständiges Überindividuelles! Er bringt damit auch den Begriff

der sozialen Sittlichkeit in die Sittenlehre als den primären sittlichen

Begriff mit und braucht ihn nicht erst durch schwierige Kunststücke

zu folgern. Er hat nicht nur die Möglichkeit, sondern den Drang,

den Einzelnen an eine überindividuelle, sowohl sittliche als auch me-

taphysische Weltordnung anzuknüpfen. Der I n d i v i d u a l i s -

m u s v e r l e t z t n o t w e n d i g d i e i n t e l l i g i b l e O r d -

n u n g , d e r U n i v e r s a l i s m u s f ü h r t z u i h r h i n . Auch

dem Universalismus ist schließlich die Möglichkeit gegeben, das

Metaphysische zu leugnen (wie dem Individualismus, es anzuerken-

nen); aber das liegt nicht in der Richtung seines Denkens, seines

Systems

1

. Erst der Universalismus versteht die Gesellschaft, er er-

1

Eine Ergänzung findet der Universalismus durch die A b g e s c h i e d e n -

h e i t s l e h r e . Abgeschiedenheit oder Gottesgemeinschaft legt Grund für alle

Gesellschaft. Vgl. mein Buch: Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 184 ff.;

jetzt: 4. Aufl., Graz 1969, S. 227 ff. (= Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 4).