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Z w e i t e r A b s c h n i t t

Von der Gliederung der Gesellschaft

in Teilinhalte

Nachdem wir uns über die Natur alles Gesellschaftlichen Rechen-

schaft gaben, gilt es zuletzt noch einen Überblick über die Mannig-

faltigkeit der gesellschaftlichen Erscheinungen und ihre Einteilung zu

erlangen, damit wir für unsere späteren Untersuchungen gerüstet

sind.

§ 15. Wesen und Gliederung der Teilinhalte

des gesellschaftlichen Ganzen

1

Einer menschlichen „Gesellschaft“ als s o l c h e r begegnen wir

nirgends, überall sind es nur leibhaftige Sondergebilde oder Teilin-

halte, die uns entgegentreten, z. B. als Religion, Wissenschaft, Kunst,

Staat, Wirtschaft (und schließlich deren Glieder, die einzelnen Men-

schen). Wir können die Teilinhalte erklären als die kraft einer inne-

ren Gleichartigkeit zusammengehörigen Erscheinungen, Haupt-

Organsysteme in dem gesellschaftlichen Ganzen. Die Teilinhalte oder

Objektivationssysteme, wie wir sie auch nennen können, zerfallen

in zwei Hauptgruppen. In diejenigen, die durch g e i s t i g e Ge-

meinschaft gebildet werden und die wir „Gemeinschaften“, „Gezwei-

ungen“ nennen; und diejenigen, die durch die Gemeinsamkeit des

H a n d e l n s gebildet werden und die wir „Genossenschaften“ oder

handelnde Gemeinsamkeiten nennen. Wir erkannten schon früher,

daß die geistigen Gemeinschaften das Primäre sind. Sie enthalten das

1

Z u s a t z z u r 4 . A u f l a g e . Jedes Ganze, so auch die Gesellschaft, gliedert

sich nach einer bestimmten A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g in Sonder-

gebilde aus, und zwar inhaltlich — in „ T e i l i n h a l t e “ oder T e i l g a n z e “

— und baulich, in „ S t u f e n “ . Von letzteren ist oben nicht die Rede. Vgl.

dazu meine Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930, S. 251 ff.; jetzt: 4. Aufl.,

Graz 1969, S. 303 ff. (= Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 4).