80
[55]
sie ihrer Natur nach etwas Dienendes ist — „Wirtschaft ist Mittel
für Ziele“, für geistige (und sinnliche) Gemeinschaftsziele, oder für
Ziele des organisierenden oder des politischen Handelns. In den gei-
stigen Gezweiungsvorgang gehen zwar nur die geistigen Elemente
selbst, die Gedanken, ein; aber um das Geistige zu sichern, müssen
Mittel beschafft, muß gewirtschaftet werden. Es erweist sich die
Wirtschaft durch und durch als Leistung, als Verrichtung. So wie ein
Organismus nur aus Zellen besteht, kann man in der Wirtschaft auf
nichts stoßen als auf Dienste, auf Mittelhaftigkeit. Die Eigenschaft,
als Inbegriff von Mitteln auf Zwecke ausgerichtet zu sein, ist das
tiefste Wesen der Wirtschaft
1
.
Wir haben mit der Einsicht in das Wesen der Gesellschaft, mit den
Gedankengebäuden des Individualismus und Universalismus, mit der
Erklärung der politischen Grundsätze von Freiheit, Gleichheit, Ge-
rechtigkeit und endlich mit der Darlegung des inneren Aufbaues der
Gesellschaft, insbesondere auch der Stellung der Wirtschaft in ihr,
das Rüstzeug gewonnen, mit dem wir nun an die weiteren Fragen
herantreten können.
/
1
Darüber eingehend mein Buch: Fundament der Volkswirtschaftslehre,
4. Aufl., Jena 1929; jetzt: 5. Aufl., Graz 1968 (= Gesamtausgabe Othmar Spann,
Bd 3); sowie: Tote und lebendige Wissenschaft. Kleines Lehrbuch der Volkswirt-
schaft, 4. Aufl., Jena 1935; jetzt: 5. Aufl., Graz 1967 (= Gesamtausgabe Othmar
Spann, Bd 6).