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227

welche bestimmten Zusammenfassungen zu solchen (subjektiv-ein-

heitlichen Gesamtzuständen zum Gegenstande wissenschaftlicher

Forschung zu machen z w e c k m ä ß i g erscheint, ist in der mög-

lichst kräftigen, i n n i g e n W e c h s e l w i r k u n g d e r T e i l e

gegeben; denn diese begründet eine wenigstens relative Objektivität

der Vereinheitlichung

1

. Je kräftiger, inniger die gegenseitigen Be-

ziehungen der Teile sind, um so mehr erscheint uns ein Gegenstand

von objektiv-realer Einheitlichkeit. Da aber als regulatives Welt-

prinzip angenommen werden muß, daß alles in allem in irgend

einer Wechselwirkung steht, so kann es nur gradweise Unterschiede

der Berechtigung bei der Heraushebung von Einheiten und ihrer

logischen Zusammenfassung zur höheren Einheit geben. „Das Ent-

scheidende hierbei ist nur, welche Zusammenfassung wissenschaft-

lich zweckmäßig ist, wo die Wechselwirkung kräftig genug ist, um

durch ihre isolierte Behandlung gegenüber Wechselwirkungen jedes

derselben mit allen anderen Wesen eine hervorragende Aufklärung

zu versprechen, wobei es hauptsächlich darauf ankommt, ob die

behandelte Kombination eine häufige ist, so daß die Erkenntnis

derselben typisch sein kann und, wenn auch nicht Gesetzmäßigkeit,

die für die Erkenntnis der Wirkungen der einfachen Teile Vorbehal-

ten ist, so doch Regelmäßigkeiten nachweist.“

2

Bei dem, was wir

Gesellschaft nennen, treffen diese Voraussetzungen nach S i m m e l

zu. Gesellschaft ist indessen selbstverständlich keine vollkommene

Einheit, aus deren Bestimmtheit sich jene der Teile ergäbe, sondern

erst auf Grund der Beziehungen der Teile ergibt sich eine Einheit.

Wenn auch diese Teile an sich selbst wieder keine wirklichen Ele-

mente sind, so sind sie dennoch „für die höheren Zusammenfassun-

gen so zu behandeln, weil jedes [Element] im Verhältnis zum andern

einheitlich w i r k t“

3

. Darum können für die soziologische Betrach-

tung sowohl Vorstellungen, wie Personen, wie Gruppen die Bedeu-

tung von „empirischen Atomen“ der Gesellschaft haben; maßgebend

ist nur, daß das, was als Einheit behandelt wird, auch tatsächlich in

der gegebenen Zusammenfassung als Einheit w i r k t . In diesem

Sinne ist die Gesellschaft eine „Einheit aus Einheiten“

4

.

1

Georg Simmel: Über soziale Differenzierung, a. a. O., S. 13.

2

Georg Simmel: Über soziale Differenzierung, a. a. O., S. 13.

3

Georg Simmel: Über soziale Differenzierung, a. a. O., S . 14.

4

Die weiteren Ausführungen S i m m e l s , betreffend die besondere Bestim-

15

*