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A. W e r t , P r e i s u n d V e r t e i l u n g

Mechanistisch ist es auch, daß Marx den Wert als etwas größen-

mäßig Meßbares faßt. Wert ist ihm gefrorene Arbeit, ist etwas Men-

genmäßiges, das sich nach der Stunde messen läßt. Ebenso der

Tausch. Er ist für Marx seinem Wesen nach eine Gleichung von Ar-

beitsmengen. Preis ist daher jene Wertbildung, die aus der Verglei-

chung, Gleichsetzung von Gütern mit Rücksicht auf dies allein

„Kommensurable“ (Vergleichbare) erfolgt, das ihnen gemein ist:

Die Eigenschaft, Arbeitsstunden zu enthalten. Es ist heute kein

Zweifel mehr, daß diese ganze Denkart, welche nichts anderes als

unverfälschter Ricardo ist, ein Holzweg der Forschung war.

Der Wert ist keine gefrorene Arbeit, er ist überhaupt nichts stoff-

lich Objektives; er ist nichts Mechanisches, sondern an den von

Marx ganz verkannten Gebrauchswert, an ein Gewolltes, das heißt

an ein Geistiges, an einen Zweck (ein Ziel, dessen Mittel das Gut ist)

geknüpft. Die Wirtschaft beruht auf dem Nutzen, auf der Leistung,

nicht auf der Arbeit

1

. Sie ist daher nicht aus Arbeitsstunden — die

man übrigens niemals, wie Marx meint, aus „Qualität in Quanti-

tät“ auflösen kann — mechanisch zusammengesetzt, sondern be-

steht aus einem lebendigen G e 1 t u n g s Zusammenhang der Mittel,

abgeleitet vom G e l t u n g s Zusammenhang der Ziele

2

.

Ferner: Der Tausch zwischen zwei Marktparteien ist keine Glei-

chung, sondern eine Ungleichung

3

! Wenn der Hirt ein Lamm gibt,

der Bauer Kartoffeln dafür, so tauschen sie, weil beide Ungleiches

geben, bei völliger Gleichwertigkeit hätte der Tausch keinen Sinn;

wenn der Arbeiter Arbeitskraft verkauft, der Unternehmer sie (als

Bestandteil eines Erzeugungsvorganges) gegen Geld kauft, so tau-

schen sie abermals, weil beide Ungleiches geben. Sowohl in der ar-

beitsteiligen, wie in der Naturalwirtschaft kann nur Ungleiches ge-

tauscht werden, weil die Leistungen jedes Gutes in dem jeweiligen

Wirtschaftskörper andere sind als in dem fremden Wirtschafts-

körper.

/

1

Vgl. hierüber mein Buch: Fundament der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl.,

Jena 1929, S. 82 f.; jetzt: 5. Aufl., Graz 1967, S. 102 f. (= Othmar Spann Gesamt-

ausgabe, Bd 3).

2

Vgl. dazu mein Fundament, 4. Aufl., S. 49 ff., 58 f. und öfter; jetzt: 5. Aufl.,

S. 66 ff., 76 f. und öfter.

3

Über den Tausch- und Preisbegriff, ebenda § 18 und § 19.