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Wissenschaft, in den ihr nur der theoretisch wohl ausgebildete Fach-

mann (und wer war das in Deutschland in den letzten dreißig Jah-

ren?) folgen konnte. Innerhalb ihres Bereiches waren die Einwände,

die Carl Menger, Böhm-Bawerk, von Komorzinsky und andere vor-

brachten, bedeutend und trafen die Grundlagen des marxistischen

Gebäudes, die Wert- und Mehrwertlehre, mit Wucht — aber leider

konnte aus den angeführten Gründen dieser Sieg des Fachgelehr-

tentums für das / politische Bewußtsein des deutschen Volkes wenig

Nutzen stiften; um so weniger — und dies war vielleicht das größte

Unglück — als von dieser Seite her die Konzentrationslehre, der

geschichtliche Materialismus und die Staatslehre unerörtert blieben.

Zur geschichtlichen und theoretischen Schule der Volkswirtschafts-

lehre kam noch die sozialpolitische Richtung, die zwar von der

geschichtlichen Schule ausging, aber auch fast alle anderen Vertreter

der Volkswirtschaftslehre umfaßte. Allein gerade die Sozialpolitiker

haben sich mangels einer gediegenen theoretischen Unterlage viel-

fach nur als sehr gemäßigte, sozusagen realistisch umgebildete Mar-

xisten betrachtet, so früher Werner Sombart, so bis zuletzt Karl

Bücher, so Lujo Brentano, der sich nicht entblödet, noch im Jahre

1916 zu sagen, Kapital sei „Mehrwert heckender Wert“

1

, und da-

mit selbst unter die Räder des Marxismus kommt; oder aber, wenn

nicht so weitgehend, so haben die Sozialpolitiker doch in den Mar-

xisten vornehmlich praktische Bundesgenossen gesehen. Ich selbst

habe als junger Student mit Gier daraufhin alle Lehrbücher (Philip-

povich, Schäffle, Adolf Wagner usw.) durchstudiert und kam zu der

Überzeugung, daß alle ihre Verfasser als Sozialpolitiker doch nur

versteckte und sehr gemäßigte Marxisten seien. Auf solche Weise

war es möglich, daß unsere volkswirtschaftlichen Schriftsteller zwar

(mit Ausnahme des Konzentrationsgesetzes) fast jedes e i n z e l n e

Lehrstück Marxens ablehnten, die Wertlehre, die Mehrwertlehre,

das Verelendungsgesetz usw., das Ganze aber als ein „wissenschaft-

liches“ System anerkannten, ja Marx als Entdecker und Genie gelten

ließen und lobpriesen! Ich selbst bin ursprünglich mit ähnlicher Ein-

stellung an den Marxismus herangegangen. Je mehr ich mich mit ihm

beschäftigte, um so mehr fand ich, daß es sich bei ihm weder um ein

ursprüngliches, noch geniales, sondern um ein durchaus politisches

1

Vgl.: Die Anfänge des modernen Kapitalismus, München 1916, S. 13.