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kommen, gleichwie kein Organismus vollkommen gesund, jeder
auch von Krankheit befallen ist, aber dann geschieht dies trotz, nicht
wegen der Natur des Organismus, des Staates. Das W e s e n keines
Staates ist auf Unterdrückung gestellt, viel mehr auf Organisation
des
Ganzheitlichen,
Organischen.
Was
s c h ö p f e r i s c h e ,
f r u c h t b r i n g e n d e O r d n u n g heißt, was eine sittliche
„Totalität des Lebens“ in sich schließt, das ist der Staat, nicht aber
Unterdrückung.
Sodann folgt aus dem wesenhaftesten Merkmale des Staates, daß
er „Organisation“ des Lebens ist, alles das, was im Begriffe „Organi-
sation“ beschlossen liegt. Organisation nun enthält ihrem Begriffe
nach eine Herrschergewalt, weil Über- und Unterordnung ihr Bau-
gesetz bildet. Daher müßte auch dann, wenn alle „Klassen“ beseitigt
wären, eine Herrschergewalt sein. Augenfällig zeigt sich dies, wenn
wir uns auf den Standpunkt des „Naturrechtes“ stellen und den Ur-
staat logisch konstruieren, in welchem noch keine Klassen waren. Das
Wesen des „Urvertrages“ war ja: eine Herrschergewalt einzusetzen,
eben um die Gesamtorganisation „Staat“ zu begründen und aufrecht
zu erhalten. Ein Staat ohne Herrschergewalt ist begrifflich undenk-
bar. Mir fehlt daher völlig das Verständnis dafür, wie Marx erklären
konnte, bei Beseitigung der Klassenunterschiede fiele damit der
„Staat“ weg, weil es dann niemanden mehr zu unterdrücken und zu
knechten gäbe. Die berühmte Lehre vom „Absterben des Staates“ in
der späteren kommunistischen „Gesellschaft“ ist wieder eine jener,
in denen sich Marx als Wissenschafter verleugnet und sich als reiner
Politiker und Demagoge gibt.
Nach Marx soll das, was nach Aufhebung der Klassenunterschiede
folgt, eine „freie Assoziation“, das heißt eine Gesellschaft ohne
Zwangsorganisation und somit ohne Staat sein. Da aber doch wohl
auch diese „Gesellschaft“ in Rechtspflege, Kulturpflege und Verwal-
tung tausendfachen Zwang notwendig ausüben muß, so wäre sie
ohne diesen Zwang eine anarchische Utopie, das heißt vollkommene
freiwillige Genossenschaftlichkeit oder — das Chaos. Gerade der
Kollektivierung der Erzeugung und der Gesamtwirtschaft überhaupt
muß doch notwendig ein Zwang entsprechen! Eine zentralistische
Planwirtschaft ohne Zwangsorganisation ist ein Widerspruch in sich.
Freilich gibt es Leute, die auch diesen Widerspruch auszudenken
vermögen. Lenin sagt in seinem Buche „Staat und Revolution“, daß