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(3)
Geistige und körperliche Arbeit werden (von allen gleichzeitig
ausgeübt) verbunden.
(4)
Die Erzeugung geht auf genossenschaftlichem Wege vor sich,
und zwar offenbar auf dem Wege der vollen genossenschaft-
lichen Freiwilligkeit (die zentrale Planwirtschaft scheint min-
destens nicht mehr im Vordergrunde zu stehen).
(5)
Die Produktivkräfte sind infolge der höheren Erziehung und
Vervollkommnung des Menschen aufs höchste entwickelt; da-
her der wirtschaftliche Reichtum so unbegrenzt, daß jeder-
mann seine Bedürfnisse aus den Gütermengen der Gemein-
schaft nach Belieben befriedigen kann.
Wer diese Sätze überdenkt, kann nicht mehr zweifeln, daß die
beiden Grund- und Hauptideale des Marxismus sind: Die a n a r -
c h i s t i s c h e G e s e l l s c h a f t u n d d i e w i r t s c h a f t -
l i c h e U t o p i e . Es ist unwiderleglich, daß nach Marx der Staat
in der kommunistischen Zukunftsgesellschaft verschwinden soll.
Weil nämlich jeder Mensch so fehlerlos ist, daß er sowohl weiß, was
er zu tun hat, als auch wirklich tut, was er soll. Ebenso deutlich ist
es, daß die Volkswirtschaft im engeren, drückenden Sinne des Wor-
tes „Wirtschaft“ deswegen verschwinden wird, weil die Arbeit je-
dem Bedürfnis und weil die Güterfülle so übergroß ist, daß die
Verteilung der Güter, die Versorgung der Menschen überhaupt kei-
nerlei Schwierigkeiten mehr macht, sondern nach dem / Bedürfnis
vor sich gehen kann. So entwickelt sich die kommunistische Gesell-
schaft zum anarchistischen Ideal freiwilliger genossenschaftlicher Zu-
sammenarbeit und freien Zusammenlebens von Individuen „allsei-
tiger Entwicklung“, denen die Arbeit das „erste Lebensbedürfnis“
ist. U t o p i e , n i c h t W i s s e n s c h a f t , z e i g t s i c h h i e r
a m W e r k e . Wie ernst diese Gedanken genommen wurden, wie
sie das Letzte und Maßgebendste des Marxismus sind, das beweisen
Äußerungen von Engels, der weniger vorsichtig war als Marx.
Engels will nämlich einen g e s c h i c h t l i c h e n Beweis für die
Möglichkeit eines Gemeinwesens ohne Zwangsordnung finden. Er
sagt (im Vorwort zum „Bürgerkrieg in Frankreich“): „Die Gentil-
verfassung [gemeint ist das Stammesleben der Urzeit] sei der Be-
weis dafür, daß die Gesellschaft ohne Zwangsordnung, das heißt
ohne Staat leben könne.“ „Der Staat ist also nicht von Ewigkeit
her. Es hat Gesellschaften gegeben, die von Staat und Staatsgewalt