Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2342 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2342 / 9133 Next Page
Page Background

180

[129/130]

(3)

Geistige und körperliche Arbeit werden (von allen gleichzeitig

ausgeübt) verbunden.

(4)

Die Erzeugung geht auf genossenschaftlichem Wege vor sich,

und zwar offenbar auf dem Wege der vollen genossenschaft-

lichen Freiwilligkeit (die zentrale Planwirtschaft scheint min-

destens nicht mehr im Vordergrunde zu stehen).

(5)

Die Produktivkräfte sind infolge der höheren Erziehung und

Vervollkommnung des Menschen aufs höchste entwickelt; da-

her der wirtschaftliche Reichtum so unbegrenzt, daß jeder-

mann seine Bedürfnisse aus den Gütermengen der Gemein-

schaft nach Belieben befriedigen kann.

Wer diese Sätze überdenkt, kann nicht mehr zweifeln, daß die

beiden Grund- und Hauptideale des Marxismus sind: Die a n a r -

c h i s t i s c h e G e s e l l s c h a f t u n d d i e w i r t s c h a f t -

l i c h e U t o p i e . Es ist unwiderleglich, daß nach Marx der Staat

in der kommunistischen Zukunftsgesellschaft verschwinden soll.

Weil nämlich jeder Mensch so fehlerlos ist, daß er sowohl weiß, was

er zu tun hat, als auch wirklich tut, was er soll. Ebenso deutlich ist

es, daß die Volkswirtschaft im engeren, drückenden Sinne des Wor-

tes „Wirtschaft“ deswegen verschwinden wird, weil die Arbeit je-

dem Bedürfnis und weil die Güterfülle so übergroß ist, daß die

Verteilung der Güter, die Versorgung der Menschen überhaupt kei-

nerlei Schwierigkeiten mehr macht, sondern nach dem / Bedürfnis

vor sich gehen kann. So entwickelt sich die kommunistische Gesell-

schaft zum anarchistischen Ideal freiwilliger genossenschaftlicher Zu-

sammenarbeit und freien Zusammenlebens von Individuen „allsei-

tiger Entwicklung“, denen die Arbeit das „erste Lebensbedürfnis“

ist. U t o p i e , n i c h t W i s s e n s c h a f t , z e i g t s i c h h i e r

a m W e r k e . Wie ernst diese Gedanken genommen wurden, wie

sie das Letzte und Maßgebendste des Marxismus sind, das beweisen

Äußerungen von Engels, der weniger vorsichtig war als Marx.

Engels will nämlich einen g e s c h i c h t l i c h e n Beweis für die

Möglichkeit eines Gemeinwesens ohne Zwangsordnung finden. Er

sagt (im Vorwort zum „Bürgerkrieg in Frankreich“): „Die Gentil-

verfassung [gemeint ist das Stammesleben der Urzeit] sei der Be-

weis dafür, daß die Gesellschaft ohne Zwangsordnung, das heißt

ohne Staat leben könne.“ „Der Staat ist also nicht von Ewigkeit

her. Es hat Gesellschaften gegeben, die von Staat und Staatsgewalt