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gelehrte Forscher, der seine Wissenschaft um ein Stück vorwärts
bringt, also schöpferisch wirkt, aber doch kein Weiser, kein Genie
im Ganzen seiner Persönlichkeit ist. So der kleine Dichter, dem
einige bedeutende Gedichte oder Erzählungen gelingen; der kleine
Komponist, Maler und Bildhauer; ferner der bedeutende Kritiker,
der zwar Eigenes, Selbsterforschtes sagt
1
, aber im ganzen doch auf
Nachempfinden, Nachschöpfen angewiesen ist; der große, schöpfe-
rische Schauspieler, der Dirigent, — sie alle haben das Schöpferische
als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Arbeit aufzuweisen, aber
dieses Schöpferische geht nicht durch ihr ganzes Wesen hindurch,
füllt nicht die ganze Persönlichkeit aus. Mit diesem Kreise ist ein
vermittelnder geistiger Stand gegeben, der für das geschichtliche Le-
ben jedes Volkes von größter Wichtigkeit ist und namentlich in
Lehrverrichtungen oder in führenden Stellungen verschiedener Art
seinen natürlichen Platz findet. Wir werden ihn im folgenden nicht
mehr besonders behandeln. — Eine besondere Stellung in diesem
vermittelnden Stande nehmen die E r f i n d e r ein, welche im
technisch-kausalen Umkreis schöpferisch Neues leisten, ohne daß
aber im übrigen höhere Geistigkeit nötig wäre.
Bisher haben wir die Stände ganz allgemein nach ihrer geistigen
Abstufung betrachtet, nun kommen noch Besonderheiten in Be-
tracht, die wegen ihrer hervorragenden Bedeutung für den organi-
satorischen Aufbau der Gesellschaft zu besonderen Standesbildungen
führen.
3.
Wirtschaftsführer
Außer der wirtschaftlichen Welt der Mittel kommt noch das ver-
anstaltende oder organisierende Handeln in Betracht
2
. Die beson-
deren Begabungen des Organisierens, der Organisatoren, haben nun
auf ihrem Felde gleichfalls etwas Schöpferisches. Die Organisatoren
der Wirtschaft sind (in der freien kapitalistischen Ordnung) die Un-
ternehmer und ihre höheren Angestellten (Direktoren), soweit diese
selbständig organisatorische Arbeit leisten. Wir nennen diesen Stand
1
Siehe oben S. 228
f
2
Siehe oben!