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teile. Zuerst haben wir die g e i s t i g e n G r u n d l a g e n der auf-
geführten handelnden Stände, die geistigen Gemeinschaften, fest-
zustellen.
1. Niedere Handarbeiter
Der erste Kreis von Gemeinschaften bildet sich aus jenen Men-
schen, die in den sinnlichen Empfindungen, im Kreise der Vitalität
ihren Haupt-Lebensinhalt, ihr Um und Auf finden. Es ist dies der
große Haufen, die große Menge der Menschen überhaupt. Zu ihnen
gehören zuerst (fast durchweg) die Ungebildeten, ferner auch jener
Teil der „Gebildeten“, deren Bildung keine innere ist, sondern nur
eine mechanische Summe äußerer Kenntnisse, durch die sie daher
über ein rein vitales Leben mitnichten hinauskommen; ferner ge-
hören dazu nicht nur die meisten Armen, sondern auch jene Reichen
und Wohlhabenden der heutigen Zeit, die Schäffle als den „Pöbel im
Seidenhut“ bezeichnet. „Vornehmlich triebhaftes und vegetatives
Leben“ wäre das kennzeichnende Stichwort dieser Kreise, deren Ver-
gemeinschaftung sich beim Stammtisch, in öden Einladungen, bei
Volksbelustigungen, im Kino, im Variete mit Negertänzen und bei
ähnlichen Gelegenheiten abspielt.
Die Mittel für diesen Kreis geistigen Lebens sind vornehmlich
mit Nahrung, Wohnung, Kleidung, Beheizung, Wirtshausdingen,
Ringelspiel-Musik, Operettenmusik und ähnlichen Dingen, die am
Sinnlichen und Vegetativen haften, bezeichnet.
Als Grundstock des w i r t s c h a f t l i c h e n S t a n d e s ergibt
sich daraus der Stand der Handarbeiter, z. B. der Fabrikarbeiter, der
Bauern, Handwerker (in zünftiger Form: die Gewerk-, Handwer-
ker- und Bauernvereinigungen). Die ausführende Handarbeit ist die
der geistigen Höhenlage entsprechende und das heißt im großen und
ganzen auch angemessene Beschäftigung. Es wäre falsch, sich die
Handarbeiter schon deswegen unglücklich zu denken, weil sie nur
Handarbeiter sind. Weit gefehlt! In jeder anderen Beschäftigung, die
von ihnen verlangt, was ihrer Natur nicht entspricht, wären sie in
einem verfehlten Berufe und einer gedrückten Lebensstimmung.
Wenn viele unserer Arbeiter heute dennoch unglücklich sind, so
darum, weil sie bei der ungünstigen mechanischen Gestaltung der
Arbeitstätigkeit, bei schlimmer wirtschaftlicher Lage, vor allem bei