Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2719 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2719 / 9133 Next Page
Page Background

[157/158]

149

lehren, die es zu einer genauen Rechenlehre des Wertes und Preises

brachte; endlich die rein mathematischen Theorien.

Die A r b e i t s w e r t l e h r e wird heute allgemein abgelehnt,

dennoch aber leben ihre Fragestellungen und Begriffe in den an-

deren Preis- und Verteilungslehren noch beherrschend fort. Zum

Beispiel finden wir die Ricardo-Marxische Auffassung von „Profit“

und Unternehmergewinn als Restgröße, sowie Zins und Renten

als von dieser Restgröße irgendwie hergeleitet, offen oder versteckt

bis heute in allen Preistheorien; ebenso lebt die mit der Arbeits-

wertlehre eng verbundene falsche Lehre von den „Produktionsfak-

toren“ in allen heutigen Preistheorien fort; endlich und vor allem

auch die Meinung von der Unmöglichkeit einer Wertsteigerung der

Erzeugnisse durch technische Fruchtbarkeitssteigerung.

/

Denn nach Ricardo und Marx wird die Maschine nur abgenutzt, das

Kapital daher nur verrechnet. Geht z. B. bei einem Arbeitsgange 1/

10000

einer Maschine, die 10000 Arbeitsstunden enthält, auf je ein Erzeugnis

über, so erhält dieses Erzeugnis (von der Maschine her) den Wert von

einer Arbeitsstunde. Bringt dieselbe Maschine aber durch eine technische

Verbesserung zwei Erzeugnisse bei einem Arbeitsgange zustande, so erhält

jedes den Wert von einer halben Stunde — der Gesamtwert der Hervor-

bringnisse hat sich nicht erhöht. Die gleiche Fragestellung und die gleiche

Antwort findet sich aber auch in der Grenznutzenlehre: der Wert der

Kostengüter leitet sich von dem der Genußgüter ab. Wenn man also z. B.

mit einer Maschine dieselbe Gütermenge hervorbringt wie früher mit

zweien, so hätte sich in den Wertgrößen nichts geändert, da sich nur vom

Werte der gleichen Genußgüter der Wert der Kostengüter ableitet.

Eine Kritik der Arbeitswertlehre aus ihren eigenen inneren Schwierig-

keiten und Widersprüchen heraus ist heutzutage nicht mehr nötig, da sie

allgemein abgelehnt wird. Das Wesentliche darüber führte ich übrigens

andern Ortes aus

1

.

Die G r e n z n u t z e n l e h r e hat in Deutschland nie Wurzel

geschlagen, trotzdem sie an eine zahlreiche deutsche Nutzwertschule

anknüpfte. Adam Müller, Bernhardi, sogar die deutschen Smithia-

ner, z. B. Hermann, später Schäffle, Komorczynski und andere

lehnten den mechanischen Wertgedanken Smithens ab und suchten

die Wurzel des Wertes richtig im Nutzen. Aber sie brachten es zu

keiner Wert- und Preisrechnung. Diese versuchte die Grenznutzen-

1

Vgl. mein Buch: Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre, 23. Aufl.,

Leipzig 1933, S. 81 f. [25. Aufl., Heidelberg 1949, S. 87 ff.]. (Schwierigkeit der

verschiedenen Länge der Umschlagzeiten bei verschiedenen Gütern: Vorrang

der Leistung oder Zielerreichung vor dem Arbeitsaufwande; Schwierigkeiten

des Arbeitsbegriffes selbst).