Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2725 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2725 / 9133 Next Page
Page Background

[164/165]

1 5 5

fordert, daß der Teil (obgleich mit seiner gliedhaften Selbständig-

keit und Eigenlebigkeit) aus dem Ganzen gesetzt sei, nicht aber das

Ganze aus den Teilen sich zusammensetze.

Man darf sich ja die Wirtschaft niemals als Zusammensetzung,

Summierung einzelner Wirtschaftshandlungen, Güter oder Personen

vorstellen. Man darf sich im besonderen auch niemals den Markt so

vorstellen, als e n t s t ü n d e er durch das Zusammentreffen der

Käufer und Verkäufer, auch niemals den Betrieb so, als e n t -

s t ü n d e er durch das Zusammentreffen / und Sich-Summieren der

Handlungen der Eisendreher, Hobler, Maschinisten und so fort. Die

Wahrheit ist vielmehr, daß (sowohl geschichtlich wie begrifflich)

stets schon vor der individuellen Wirtschaftshandlung ein ausgeglie-

dertes wirtschaftliches Gebilde da ist, und zwar nach einer objekti-

ven Ordnung; und daß daher diese Handlungen nur als E i n g l i e -

d e r u n g in jene Gebilde (sei es auch zugleich diese umbildend, um-

gliedernd) wirtschaftliche Wirklichkeit, wirtschaftlichen Sinn erlan-

gen. Nicht, daß jemand an einer Drehbank dreht, ist schon wirt-

schaftliche Wirklichkeit, sondern daß er es im objektiven Zusam-

menhange eines „Betriebes“ tut, und daß der Betrieb es im objek-

tiven Zusammenhange mit seinen Vor- und Nacherzeugern tut —

als Glied. Erst diese Gliedhaftigkeit macht die einzelnen Handlun-

gen zu wirtschaftlichen, an sich wären sie nur technisches Agieren

1

.

Aus dieser Überlegung ist zu entnehmen: daß jede Wirtschaft

aus einem objektiv geordneten Gliederbau von Ganzheiten, Unter-

ganzheiten und Gliedern besteht, deren T r ä g e r zwar zuletzt die

Einzelnen sind, deren ursprünglichste Wirklichkeit aber in der über-

individuellen A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g , nicht in den Ein-

zelnen selbst liegt. Es ist nicht ein Zusammenwürfeln subjektiver

Handlungen, sondern — man erschrecke nicht — ein Handeln des

Ganzen mittelst der Einzelnen, was uns in der Wirtschaft entgegen-

tritt. Das überindividuelle Ganze kann selbst nicht handeln; a b e r

d a s H a n d e l n d e r E i n z e l n e n , d a s a u f G r u n d ü b e r -

i n d i v i d u e l l e r P r ä m i s s e n g e s c h i e h t , i s t e b e n d a r u m

k e i n b l o ß s u b j e k t i v e s . Das Handeln, das individuell heraus-

bricht, hat überindividuellen Grund und Ursprung.

1

Vgl. dazu das Beispiel vom Donauwasserverkäufer unten, Fünfte Ab-

handlung, S. 330.