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Für jene Leser, denen das „Gesetz der Grenzpaare" nicht gegenwärtig ist,

sei noch folgende Erläuterung hinzugefügt.

Der Preis bei freiem Wettbewerb und auf einem idealen Markt mit ein-

heitlichem Preise bildet sich auf der Grundlage ganz verschiedener Wert-

schätzungen des verlangten beziehungsweise angebotenen Gutes durch die

verschiedenen Käufer und Verkäufer. Es wird angenommen, daß beide ihre

Wertschätzungen im Laufe des Marktes nicht ändern. Handelt es sich z. B.

um 10 Pferde gleicher Güte, und haben wir auf der Seite der Käufer

die Wertschätzungen

10 9 8 7 6 5 4 3 2 1,

auf der Seite der Verkäufer

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10,

so werden nur die ersten 5 Paare zum Tausche kommen, nämlich die zah-

lungskräftigsten Käufer (mit den höchsten Wertschätzungen der Ware, z. B.

weil das Geld für sie wertloser ist) und die „leistungsfähigsten" (billigsten)

Verkäufer; der P r e i s w i r d s i c h n a c h B ö h m z w i s c h e n 5 u n d

6 s t e l l e n . Denn, so folgert er: bei einem Preis unter 5 möchten 6 Käufer

kaufen, daher den Preis steigern; bei einem Preis über 6 würden nur 4 kau-

fen können, während 6 verkaufen wollen; die Verkäufer müssen sich daher

so lange unterbieten, bis das „Gleichgewicht" 5—6 erreicht ist. — B ö h m -

B a w e r k formuliert dies Gesetz der Preisbildung so: Der Preis wird be-

grenzt nach oben durch die letzte Wertschätzung des letzten noch zum

Tausch kommenden Käufers (des Grenzkäufers, in unserem Beispiel „6"

oben) und des tauschfähigsten ausgeschlossenen Verkäufers („6" unten); nach

unten durch die Wertschätzung des mindesttauschfähigen noch zum Tausch

kommenden Verkäufers (des Grenzkäufers, „5" unten) und des tausch-

fähigsten / vom Tausch ausgeschlossenen Kauflustigen. Kürzer: der

M a r k t p r e i s l i e g t z w i s c h e n d e n s u b j e k t i v e n W e r t -

s c h ä t z u n g e n d e r b e i d e n G r e n z p a a r e

1

.

Im Vergleich zur Smith-Ricardo-Marxischen Wertlehre, die den

Wert aus dem Arbeitsgehalte der Güter erklären will, wird man

nicht umhin können, einen Fortschritt in der Lehre Mengers an-

zuerkennen. Grundsätzlich zeigt sie sich allerdings als eine Volks-

wirtschaftslehre von g l e i c h e m v e r f a h r e n h a f t e n G e f ü g e

wie jene Ricardos. Die Grenznutzenlehre ist, im Ganzen genom-

men, nur ein geistvoller Versuch, wieder eine Elementargröße, eine

Einheitsmenge, ein Wertatom in die Werterklärung einzuführen,

mit der man rechnen könnte. Es sollte nicht die Arbeitsstunde dieses

Wertatom sein, sondern der Nutzen selbst. Da der Nutzen aber

nur als Beschaffenheit und nicht als Größe gegeben ist, sollte er

rechenbar gemacht, in Elementarmengen (nämlich die Grenznut-

zungen) aufgelöst werden. — Indem die Grenznutzenlehre ferner

von subjektiven Bedürfnissen und subjektiven Sättigungen ausgeht,

zeigt sie sich, verfahrenmäßig betrachtet, als der letzte Versuch, den

1

Eugen von Böhm-Bawerk: Positive Theorie des Kapitals, Bd 1, 4. Aufl.,

Jena 1921, S. 278 f.