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Individualismus zu behaupten. Man kann sie auch als Übertragung
des individualistischen N a t u r r e c h t e s auf die Volkswirtschafts-
lehre bezeichnen, wo gleichfalls einzelne Menschen Zusammentref-
fen und den Staat bilden. Aber auch ohne diesen Vergleich zeigt
sich an der Grenznutzenlehre die individualistische Vorstellung,
wonach Einzelne mit ihren Bedürfnissen und Gütern Zusammen-
treffen, und dadurch den Markt und die Preise bilden.
II. Kritik des Verfahrens der Grenznutzenlehre
A.
Ihr S u b j e k t i v i s m u s u n d P s y c h o l o g i s m u s
Was an dem obigen Gedankengang auf das bestimmteste dem
ganzheitlichen Standpunkte widerspricht, ist die Subjektivität und
der Psychologismus der Grenznutzenlehre. Da Menger und alle seine
Schüler mit Bewußtsein vom Wirt- / schafls S u b j e k t ausgehen
und die seelischen Vorgänge untersuchen, die zu Wertschätzungen
führen, so ist dieser Standpunkt für uns nicht nur als ein atomisti-
scher und individualistischer unannehmbar, sondern außerdem als
„psychologistischer“. Denn Psychologie ist nun einmal keine W i r t -
s c h a f t s lehre und kann niemals eine Wirtschaftserklärung geben.
„Wirtschaft“ ist stets ein übersubjektiver Gliederbau von Leistun-
gen.
Indem der atomistisch-individualistische Standpunkt von den
einzelnen Schätzungen einzelner Wirtschaftspersonen ausgeht, ent-
steht ferner ein Aufbau der Wirtschaftstheorie von u n t e n h i n -
a u f . Es wird dabei wieder von der alten Vorstellung der indivi-
dualistischen Klassiker Smith und Ricardo ausgegangen, die Wirt-
schaft entstünde durch die Beiträge der Einzelnen, ja dieser Stand-
punkt wird von Menger in seinem „Methodenbuch“ noch bewußter
ausgesprochen als von Smith und Ricardo und als je sonst vor ihm.
Der ganzheitliche Standpunkt fordert das Gegenteil. Er fordert den
Aufbau und das Begreifen der Wirtschaft von o b e n h i n u n t e r .
Damit werden ja die Handlungen und Schätzungen den Einzelnen
nicht entrissen noch abgesprochen (auch die Persönlichkeit keines-
wegs vernichtet), aber sie werden primär aus dem Uberindividuel-
len erklärt, sie werden als Ausdruck der Vorgefundenen Gliederun-
gen und somit als Eingliederungen in die jeweils schon vorgegebenen
wirtschaftlichen Ganzheiten erkannt. Der ganzheitliche Standpunkt