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völlig unverbrauchlichen Leistungen zum Teil oder völlig unter-
bleiben kann
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; und die ferner bei beharrender, fortschreitender
und sich rückbildender Wirtschaft anderen Umfanges, sogar ande-
ren Inhaltes ist. Endlich können jene Vorränge von bestimmten
Einrichtungen (Organisationen) durchkreuzt werden.
Der Begriff des Vorranges eines Preises vor anderen Preisen oder
des führenden Preises mag fürs erste überraschen. Aber finden wir
ihn denn nicht im praktischen Wirtschaftsleben deutlich vor? Nur
weltfremde individualistische Theorien haben nichts davon bemerkt,
daß die praktische Wirtschaft überall führende Märkte kennt —
z. B. den Großmarkt gegenüber dem Kleinmarkt — „ n a c h deren
Preisen sich die anderen richten“, deren Preise also den Vorrang
haben. Ähnlich gibt es führende Erzeugungsgebiete, führende
„Plätze“, sogar führende Betriebe, die, wie man zu sagen pflegt,
den Preis „diktieren“, „bestimmen“ — was immer den Sinn hat,
daß ihre Preise „führen“ und die anderen sich darnach irgendwie
richten und einrichten müssen. „Führen“ können sie aber nur aus
einer Vorrangstellung heraus, z. B. aus einer Erfinderleistung.
In versteckter und unklarer Form kommt der Begriff des füh-
renden Preises auch in der heutigen Kredittheorie vor, so/etwa,
wenn der „Einfluß des Kredites“ (nicht nur des Zinsfußes) auf die
Warenpreise untersucht wird und sich der Kreditpreis als „bestim-
mend“, also führend, ergibt. Sogar bei Ricardo und seinen Nach-
folgern kommt im sogenannten „Gesetz der Rentenpreise“ ein
Preis-Vorrang in versteckter Weise zur Geltung. Darnach soll —
so würden wir in unserem Begriffszusammenhange sagen — inner-
halb gleichartiger Leistungen das jeweils ungünstigste Mengenver-
hältnis (die „teuersten Kosten“, z. B. die schlechtesten Böden) allein
maßgebend, also führend für den Preis sein, wodurch die günstige-
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Es ergab sich früher, daß Güter wie Wasser, Licht, Luft nur in das wirt-
schaftliche Mengenverhältnis eintreten, sofern Ersatz und Sicherstellung
(Wasserleitung, Quellenschutz, Lüftungsanlagen und so fort) beteiligt ist,
da sich diese Leistungen (sofern unerschöpflich) im übrigen größtenteils wie
unverbrauchliche verhalten. A b e r „ f r e i e G ü t e r " s i n d L i c h t , L u f t ,
W a s s e r d a r u m n i c h t . Denn diese (mittelbare) Unverbrauchlichkeit
ist nicht unerschöpflich, es sind Aufwände zu ihrer Gewinnung, ihrer Sicher-
stellung nötig. „ F r e i e G ü t e r " i m s t r e n g e n S i n n e g i b t e s
n i c h t . (Vgl. oben S. 214 f. und öfter.)