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ren Mengenverhältnisse (besseren Böden, billigeren Kosten) durch-

wegs eine „Rente“ erhalten sollen. Dieser Fall ist so wichtig, daß

wir bei ihm noch verweilen müssen.

Zusatz über Ricardos Gesetze der Preisbestimmung nach den billigsten

und teuersten Kosten

Der Rentenbegriff führt auf die von den obigen Vorrangsätzen nicht be-

rührte Frage, wie das Mengenverhältnis innerhalb der gleichen Art von

Leistungen, das heißt innerhalb desselben Wirtschaftszweiges, bestimmt

wird, da ja auch jeder Betrieb, jede Gegend abweichende Mengenverhält-

nisse zeigen wird.

Denn obwohl eng verwandt, so doch nicht einerlei mit der Frage jenes

führenden Preises, der sich aus den jeweils führenden Mengenverhältnissen

von Leistungen v e r s c h i e d e n e r Teilganzen und Stufen (z. B. Schafe:

Wolle auf dem Weltmarkte und auf einem örtlichen Markte) ergibt, ist die

Frage: welches von verschiedenen Mengenverhältnissen der L e i s t u n -

g e n i n n e r h a l b d e s s e l b e n L e i s t u n g s z w e i g e s — z. B. im

Kohlenbergbau eines bestimmten Gebietes das Verhältnis von Arbeit und

Realkapital — führend sein soll — das doch in jeder Kohlengrube ein ab-

weichendes ist —, aus welchem bestimmenden Mengenverhältnisse sich

daher der „führende Preis" ergeben soll?

Ricardo glaubte, daß bei „beliebig vermehrbaren Gütern" die geringsten

Kosten entscheiden, also das günstigste Mengenverhältnis; bei „nicht be-

liebig vermehrbaren" aber die „teuersten noch in Anspruch zu nehmenden

Kosten", also das ungünstigste Mengenverhältnis, das zur Versorgung des

Marktes noch nötig ist. Dieser Gedanke beherrscht heute noch die Theorie.

So e i n f a c h i s t d i e S a c h e a b e r n i c h t ! Die „teuersten Kosten"

oder das „ungünstigste Mengenverhältnis" sind nicht preisbestimmend:

/

1.

da es b e l i e b i g v e r m e h r b a r e G ü t e r s t r e n g g e n o m -

m e n n i c h t g i b t (nicht einmal im Falle sogenannter „freier" Güter

1

),

sondern alle Güter zu den nicht beliebig vermehrbaren gehören;

2.

da auch idealerweise n i c h t e i n e i n z i g e r P r e i s g i l t , die

Wirklichkeit vielmehr nur verschiedene, nur gestaffelte Preise kennt (wie

sich früher zeigte

2

);

3.

da umgekehrt die billigeren Erzeugungsgruppen auch im Falle not-

wendiger Inanspruchnahme von teureren oft die anderen zwingen, im Preise

herunterzugehen (also führend werden können), wie die Erfahrung gerade

in der Landwirtschaft lehrt;

4.

da überhaupt die Gliederung der Mengenverhältnisse einer Branche

sich nicht bloß nach „teuer" oder „billig" richtet, sondern außer den gewöhn-

lichen Unterscheidungen der Qualität, der Absatznähe (Frachtkosten) und

ähnliches insbesondere noch jene nach Stufen (Lieferung für den Welt-

markt, Binnenmarkt usw.) und nach Teilinhalten (Verwendungen, Lieferun-

gen für Fabriken oder für Banken oder für Ämter usw.) hinzukommen;

1

Siehe oben S. 214 f.

2

Vgl. oben S. 34, 62 ff. und öfter.