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eintritt. D i e s e A b l e i t u n g i s t e s , d i e w i r , E r k l ä r u n g “ n e n n e n . Sie
wird bewerkstelligt durch B e s c h r e i b u n g jener Abhängigkeitsverhältnisse, so daß wir
unsere Aufgabe als B e s c h r e i b e n u n s e r e s S y s t e m e s u n d s e i n e r
B e w e g u n g s t e n d e n z e n definieren können. Ist dieselbe in eindeutiger Weise
möglich, ohne im L a u f e d e s G e d a n k e n g a n g e s a u f m a t e r i e l l e Sätze
anderer Disziplinen Bezug nehmen zu müssen, s o g i b t e s e i n e i n s i c h
a b g e s c h l o s s e n e D i s z i p l i n d e r O e k o n o m i e. Die Sätze, aus denen die
Beschreibung besteht, nennen wir d a n n . ö k o n o m i s c h e G e s e t z e “ , wenn sie von
h i n r e i c h e n d e r B e d e u t u n g sind. Ihre Gesamtheit macht die Disziplin der ,reinen“
oder .theoretischen“ Oekonomie aus.“
1
Es folgt in einer Reihe von Paragraphen eine Erläuterung dieser Grundlegung, die sich auf
Ablehnung der Psychologie, Wesen von Beschreibung und Erklärung, Begriff des
ökonomischen Gesetzes und dergleichen bezieht
1 1 2
.
Wie ersichtlich, hat Schumpeter einen direkten Beweis dafür, daß aus
der Natur der ökonomischen Erscheinungen eine prinzipiell mechanische
Bestimmung und eine daraus folgende Behandlungsweise sich ergebe,
nicht einmal versucht.
Indessen begegnen wir merkwürdigerweise Versuchen, zu
l e u g n e n , daß die mechanische Analogie und die mathematische
Methode für sein Lehrgebäude w e s e n t l i c h seien. So im Vorwort
3
, wo
er sagt, daß die Mathematik zwar die zutreffendsten Denkformen für
unsere Wissenschaft darbiete, daß er aber doch nicht etwa den Satz
ausspreche, „daß die Mathematik notwendig sei, weil unsere Begriffe
quantitativer Natur seien, oder daß wirkliche Exakti-
zität ..........nur in mathematischer Form erreichbar sei“. Er begnüge
sich, einige Punkte aufzuzeigen, wo der Gedankengang selbst
mathematische Formen annehme (ebenda). Auch gegen die Analogie mit
der Mechanik finden sich mehrfache Bemerkungen
4
.
Angesichts des wirklichen Vorgehens Schumpeters ist aber diese
Ableugnung hinfällig. Schumpeters Definition des Objektes der
Nationalökonomie:
ökonomische
Q u a n t i t ä t e n ,
die
in
Abhängigkeitsverhältnissen zueinander stehen; strenger ausgedrückt:
„ e i n
e i n d e u t i g
b e s t i m m t e s
S y s t e m
v o n
Q u a n t i t ä t e n “
5
— schließt zweifellos eine mechanische
Vorstellungsweise, nämlich geradezu die Vorstellung eines selbständigen
Güter
1
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 28 f.
2
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 29 ff. und 76 ff.
3
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. XXI.
4
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 182, 203 und öfter.
5
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 33, Zeile 25 f.
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