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zeigt sich bei Launhardt

1

, Thünen, Quesnay und anderen. Das

mathematische Denken ist prinzipiell nicht s e l b s t ä n d i g e

Untersuchung — die vollzieht sich im plastischen Nacherleben der

Struktur wirtschaftlichen Handelns — sondern immer nur

n a c h t r ä g l i c h e Formulierung oder Maßbestimmung. Die

mathematische Methode ist sozusagen eine indirekte Betrachtungsweise,

die statt mit dem Handeln nur mit Begleiterscheinungen und Ergebnissen

des Handelns in der Sachgüterwelt sich beschäftigt. Sonach eine Art

Umweg, eine Erforschung der Vorgänge aus zweiter Hand, die zwar öfters,

aber nicht immer nützlich und fruchtbar sein wird. — Daß wahre

quantitative Exaktheit nicht erlangt werden kann, wird später des näheren

dargelegt werden.

Das wirtschaftswissenschaftliche Arbeiten mit Quantitäten hält sonach

entweder nur ein einziges Element der betreffenden Erscheinung fest, oder

beruht auf einer Umwandlung, die nur hypothetisch zulässig ist,

uneigentliche Gültigkeit hat. Je m e h r M a t h e m a t i k , u m s o

m e h r

m u ß

d e r

l e b e n d i g e

S i n n

d e r

i n

G l e i c h u n g e n

a u f g e l ö s t e n

B e z i e h u n g e n

w i r t s c h a f t l i c h e r E r s c h e i n u n g e n e n t s c h w i n d e n .

Schumpeter bezeichnet in seiner widerspruchsvollen Art einmal selbst

die reine Theorie als Logik des wirtschaftlichen Handelns. Nun, diese Logik

mathematisch zu behandeln, ergäbe eine ähnliche unfruchtbare Spielerei,

wie die „mathematische Logik“, die auch, durch Konzentration auf das

Quantitätsverhältnis von Subjekt und Prädikat, mit der Variations- und

Kombinationsrechnung arbeiten zu können glaubt. „Das ist eine Logik des

grünen Tisches, mit der die lebendige Arbeit der Wissenschaft nichts

anzufangen weiß“ — so urteilt Windelband

* 1 * 1 2

über diese Richtung. Und

über die mathe-

t

ion, Differential, Integral, Differentialquotient, Taylorsche Reihe ist, hätte wenigstens

ungefähr und ganz allgemein erklärt werden sollen. Zudem ist leider an entscheidender Stelle

ein Druckfehler (auf S. 489 fehlt zweimal: Δ y) unterlaufen.

1

Man vergleiche etwa die Ableitung des Grenznutzenbegriffes, Grenznutzenniveaus, der

Gleichgewichtspreise und anderes (S. 3 f., 10 ff., 17, 28, 47 f. und öfter) bei W i l h e l m

L a u n h a r d t : Mathematische Begründung der Volkswirtschaftslehre, Leipzig 1885.

2

Wilhelm Windelband: Die Philosophie am Beginn des 20. Jahrhunderts,

Festschrift für Kuno Fischer, Bd 1, Heidelberg 1904, S. 167.