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296

z e n. Sonach handelt es sich bei dieser Betrachtungsweise um die

a l l g e m e i n

v e r g l e i c h e n d e

G r ö ß e n t h e o r i e der

funktionellen Bedeutungen (von Elementen aller Art im System der

Mittel), die Werttheorie

1

.

Ein ähnlicher Streitfall liegt z. B. in der Psychologie vor. Auch dort

kann man, weil eben Intensitäten keine Extensitäten sind, Mathematik

prinzipiell nicht anwenden. Die „experimentelle Psychologie“, auf die sich

Schumpeter beruft, beweist nichts hiergegen, denn sie ist eben in

W i r k l i c h k e i t k e i n e P s y c h o l o g i e , sondern hat nur die

psychophysischen Erscheinungen zum Gegenstände, ist „Psycho-

p h y s i k “. Ähnlich wie die Psychologie wird auch unsere Wissenschaft

durchaus von Qualitätsbegriffen beherrscht: Produktion, Umtausch,

Verteilung, Nutzen, Kosten usw. sind spezifisch sozialwissenschaftliche

Begriffe von Qualitäten (ich habe sie z. B. in „Kategorien der

Funktionalität“ und „Kategorien der Struktur“ unterschieden). Das läßt

sich alles nicht in Quantitäten auflösen. Endlich ist auch die E i n h e i t

wirtschaftlicher Erscheinungen nicht q u a n t i t a t i v ausdrückbar. Die

wirtschaftlichen Erscheinungen sind keine Aggregate, sondern

S y s t e m e von Mitteln, funktionelle E i n h e i t e n . Was z. B. die

Reihe von Handlungen „Produktion“ zu einer Einheit, zu einem

spezifischen, geschlossenen G e b i l d e von vielen Handlungen macht,

das kann nicht die Tatsache, daß eine Summe von Handlungen vorliegt,

bewirken, sondern die spezifische, höhere Funktion, die das Gebilde als

Ganzes in der Gesamtheit wirtschaftlicher Ziele hat.

Die m a t h e m a t i s c h e M e t h o d e b e r u h t a u f d e r

V e r w e c h s l u n g e i n e s D a r s t e l l -

u n g s m i t t e 1 s m i t d e m W e s e n d e r S a c h e .

Sieht man näher zu, was sie bisher geleistet hat, so bestätigt sich das.

Schumpeters Beispiele der Anwendung der Variationsrechnung

1 1 2

zeigen

immer, daß z u e r s t ein Gedankengang theoretisch entwickelt wird und

d a r a u f h i n erst eine mathematische F o r m u l i e r u n g eintritt

3

.

Das Gleiche

1

Vgl. meine Abhandlung: Der logische Aufbau der Nationalökonomie und ihr Verhältnis

zur Psychologie und zu den Naturwissenschaften, in: Zeitschrift für die gesamte

Staatswissenschaft, Bd 64, Tübingen 1908, S. 22 ff.

2

Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 478 ff.

3

Übrigens kann ich die mathematischen Evolutionen Schumpeters nicht besonders

„populär“ und dem Nichtmathematiker angemessen finden. Was Funk-