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Thünenschen

Konfigurationsgesetz

der

Landbauarten,

Intensitäts-

grade und abgeleiteterweise auch der Betriebsgrößen führt, so ist das

ein nur formales Gesetz; und noch „formaler“ wird es in der Spann-

schen Fassung von der „nur verhältnismäßigen Vorzüglichkeit der

Wirtschaftsmittel“. Dienen aber diese „formalen“ Kategorien oder

Gesetze nicht etwa der materialen Erfassung, ja Erklärung des Wirt-

schaftsgeschehens, stellen sie nicht die unverlierbare Grundlage des

richtigen wirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Verhaltens und

Handelns dar?!

Das universalistische Verfahren verfällt der „Sünde“ einer Iden-

tifikation von S e i n u n d S o l l e n nicht, es erhebt vielmehr den An-

spruch, daß aus den Sacherfordernissen der Wirtschaft zugleich auch

das wirtschaftlich und wirtschaftspolitisch r i c h t i g e Handeln ab-

leitbar sei, da mit dem Sein ein Sollen gesetzt ist — eine sich immer

stärker durchsetzende Erkenntnis, der zufolge der Werturteilsstreit

veraltet erscheint.

Das ganzheitliche Verfahren trägt dem Grundsatz der M e t h o -

d e n r e i n h e i t Rechnung, indem es die bisher in der Wirtschafts-

wissenschaft niemals völlig vermiedenen subjektivistischen und psy-

chologistischen Einschläge überwindet: nicht um subjektive Beweg-

gründe („Eigennutz“), vielmehr um objektive Eingliederung geht es

in der Wirtschaft; auch sind die „Marktparteien“ nicht durch sub-

jektive Wertschätzungen bestimmt, vielmehr sind sie Repräsentan-

ten ihrer Betriebe und Haushalte und „schätzen“ deren objektive

Sacherfordernisse ab.

Man hat zwar versucht, das ganzheitliche Verfahren zu einer le-

diglich heuristischen „Als-ob-Betrachtung“ zu degradieren, es zeigt

sich aber immer deutlicher, daß es Entscheidendes zur Lösung der in

unserer Zeit der Wirtschaftswissenschaft gestellten Aufgaben bei-

trägt: der Wirtschaftswissenschaft, deren verschiedene Disziplinen

gerade vermöge einer ganzheitlichen Betrachtung immer mehr zu

einem Kosmos zusammenwachsen. Die Schicksalsfrage einer Methode

aber ist und bleibt ihre Fruchtbarkeit in der Erfassung und Bewäl-

tigung der Wirklichkeit.