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Bei näherer Betrachtung ergibt sich auch, daß Schumpeter
Erscheinungen als statisch behandelt, die es nicht sind; wie umgekehrt. So
sieht er die Bevölkerungstheorie im wesentlichen für statisch an
1
— ohne
sie allerdings in die exakte Oekonomie einzuschließen — während sie in
Wahrheit dynamischer Natur ist. Das Geld, das gerade nach Schumpeters
Bestimmung als „indirektes Tauschgut“ nur aus fortgesetztem Ablauf
bestimmter wirtschaftlicher Handlungen Sinn und Wesen ableitet, in
dessen Begriff daher ein d y n a m i s c h e s Moment notwendig liegt,
behandelt er in der Statik. Aehnlich hinsichtlich des Sparens. Diese
Erscheinung will Schumpeter durch einen Kunstgriff als statisch erfassen,
indem er einen „Sparfond“ konstruiert, und diesen als direkt wirksames
Element in das statische System eingliedert. Diese Abstraktion ist geistreich
und nützlich. Aber das statische Element „Sparfonds“ leitet sein Wesen und
seine Eigenschaft ganz von seinem dynamischen Sinn, dem fortgesetzten
Ablauf wirtschaftlicher Handlungen, und der innern Bewegung,
Entwicklung ihres Systems ab.
Daß sich die Schwierigkeiten der Untersuchung bei den Erscheinungen,
die sich durch fortgesetzten Ablauf der wirtschaftlichen Handlungen
ergeben, den „dynamischen“ Erscheinungen, graduell steigern, großenteils
außerordentlich steigern, besonders auch wegen des Hereinspielens
außerwirtschaftlicher Momente, die allerdings die strenge Theorie nie in
ihre Rechnung ziehen kann, ist gewiß zuzugeben. Jede Verabsolutierung
dieses Unterschiedes aber ist sowohl faktisch wie methodologisch verfehlt.
Grenzt auf diese Art Schumpeter die Theorie schon durch die
prinzipielle (anstatt graduelle) Scheidung von Statik und Dynamik in
unzulässiger Weise ab, so auch innerhalb des statischen Gebietes selber,
indem er, in Vergrößerung eines Fehlers der Denkweise, nur den Tausch
als das prinzipielle wirtschaftliche Phänomen anerkennt und nur die
Preistheorie und ihre Anwendung (Lohn und Grundrente als statische
Einkommenszweige) als Gegenstand der reinen Theorie ansieht. Eine
selbständige Produktionslehre läßt er auf diese Weise nicht zu; Produktion
ist ihm nur Tausch von Produktionsgütern gegen Genußgüter
2
. Obgleich
die
1
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 186.
2
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 236.
20 Wirtschaft und Gesellschaft