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Richtigkeit dieser nicht neuen Bestimmung an sich selbstverständlich
zuzugeben ist, ist sie doch nicht erschöpfend, das Gebilde „Produktion“ hat
seine s p e z i f i s c h e n Eigenschaften und Gesetze; es ist ein „Tausch“
unter ganz besonderen Bedingungen, so daß sich eben ein ganz anderer
Komplex von Erscheinungen dabei ergibt, wie beim direkten Tausch oder
Kauf. Bei jener gibt es z. B. die „Maschine“, den Produktionsumweg, bei
diesem nicht, bei jener geschieht der „Tausch“ innerhalb einer
Haushaltung (des Robinson oder des Unternehmers), bei diesem zwischen
zwei Wirtschaftspersonen; bei jenem liegt eine äußerst komplexe Kosten-
, beziehungsweise Preisbildung im Innern vor (Arbeitslohn,
Materialpreise,
Kapital-
und
Grundrente
—
komplizierte
„Kostenberechnung“!) bei diesem liegt im Prinzip meist eine direkte und
einfache Preisbildung, die in der einfachen Hingabe beider Güter
unmittelbar gegeben ist, vor, usw.! Ebenso wie die Phänomene
„Verteilung“ (Umsatz), „Einkommen“, „Kredit“ und andere aus
gegenseitiger Hingabe entstehen, dennoch aber für sich theoretisch
begriffen werden wollen, so auch die Produktion, so auch der Haushalt.
Das sind eben selbständige Etappen im Gesamtsystem der Mittel,
s p e z i f i s c h e Teilsysteme, das heißt Gebilde eigener Funktionen mit
selbständigen Eigenschaften.
Ueber die methodologische Seite der Frage nach der Abgrenzung des
Gebietes der strengen Theorie kann man bei Carl Menger
1
, Max Weber
1 1 2
und anderen nachlesen. Darüber hier nur eine allgemeine Bemerkung: Auf
die Frage, welche Erscheinungen sich bei (abstrakt gedachtem)
wirtschaftlichem Handeln ergeben, und sonach Gegenstand der strengen
Theorie sind, kann es eine apriorische Antwort (wie sie Schumpeter gibt)
gar nicht geben. Denn j e d e s wirtschaftliche Handeln steht eben unter
speziellen historischen Bedingungen, welche, gleichgültig ob sie in den
Mitteln (Technik) und der Organisation der Wirtschaft selber oder in
völlig außerwirtschaftlichen
1
Carl Menger: Untersuchungen über die Methode der Sozialwissenschaften und der
politischen Oekonomie insbesondere, Leipzig 1883, z. B. S. 52, 116 („Jede neue
Erscheinungsform ... bietet ein neues Problem der exakten Richtung der theoretischen
Forschung.“), 44 f., 182 f. und öfter.
2
Vgl. Max Weber: Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer
Erkenntnis, in: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, Bd 21, Tübingen 1904, S. 59
ff. (besonders S. 64) und öfter. — Auf diese Abhandlung ist auch für die noch folgenden
methodologischen Erörterungen zu verweisen.