Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3187 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3187 / 9133 Next Page
Page Background

[108/109]

157

darin, daß die sich eingliedernden Menschen den geistigen Gehalt

des Gebildes in sich selbst lebendig machen, erwecken müssen.

Die nähere Erklärung dieses Begriffes der Erziehung liegt in der

Ausgliederungsordnung der Gesellschaft, ein Begriff, den ich hier

als bekannt voraussetze

1

. Die Frage, die sich nun ergibt, lautet: /

1. W e l c h e n S t a n d o r t h a t d i e E r z i e h u n g i n d e r

A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g ?

Es zeigt sich, daß die Erziehung in der Ausgliederungsordnung

der Gesellschaft nicht vorkommt. Denn die ursprünglichen Bestand-

teile der Ausgliederungsordnung bilden die geistigen Inhalte (Reli-

gion, Philosophie, Wissenschaft, Kunst, Sinnlichkeit, auch Sittlich-

keit) und die Gebilde des Handelns (z. B. als Staat und Wirtschaft).

Die Erziehung gehört also nicht dem ursprünglichen Bau und Ge-

füge der Gesellschaft an. Sie beruht vielmehr auf einer Naturtatsache,

nämlich darauf, daß Menschen sterben und neugeboren werden. Die

Eingliederung der neugeborenen Menschen (sowie allerdings auch

der Zugewanderten, das heißt die Gemeinschaft wechselnden Men-

schen) in die schon bestehenden Gemeinschaften und Gebilde ist

eben im engeren Sinne die „Erziehung“. (Im weiteren Sinne liegt

aber schon in jedem Gezweiungsvorgange eine Eingliederung, also

Erziehung vor.)

Da die Erziehung kein ursprünglicher Inhalt in der Ausgliede-

rungsordnung ist, bildet sie auch k e i n e n u r s p r ü n g l i c h e n

S t a n d . Sie ist vielmehr auf alle Stände und Gemeinschaften ver-

teilt, in denen die Eingliederung erfolgt. Die Erziehung begründet

nur einen Stand a b g e l e i t e t e r A r t .

Die Erziehung hat demnach ferner ihren Standort nicht in der

Ausgliederungsordnung, sondern in der Umgliederungsordnung.

Denn die Einfügung neuer Glieder in die Gesellschaft ist ja notwen-

dig stets Veränderung des Ganzen, stets U m g l i e d e r u n g .

1

Die Gesellschaft gliedert sich aus: nach T e i l i n h a l t e n oder T e i l g a n z e n

und nach S t u f e n .

Die Teilinhalte oder Teilganzen gliedern sich a) geistig in: Religion-Philosophie,

Wissenschaft, Kunst, Sinnlichkeit, Sittlichkeit; b) handelnd: besonders in die

Gebilde organisatorischen Handelns, ferner der Wirtschaft;

Die S t u f e n : a) geistige Stufen sind z. B. Kulturkreis, Volkstum, Stammes-

tum; b) handelnde: Staatenbund, Staat, Unterganzheiten des Staates; oder:

Weltwirtschaft, Volkswirtschaft, Betrieb.