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Die gegenständliche, soziale Seite der Erziehung, welche durch

die Eingliederung in jeweils vorgegebene Inhalte der Gemeinschaf-

ten gegeben ist, hat für die Ganzheitslehre grundsätzlich den

V o r r a n g . Für den Individualismus dagegen ist sie überhaupt un-

erschwinglich.

Ferner geschieht die Neugliederung nicht ungeregelt, sondern

muß eingerichtet, muß organisiert, muß geführt werden, und diese

F ü h r u n g in der Neueingliederung ist es, welche die Erziehung

im engeren Sinne vor allem kennzeichnet. Uber dieses organisa-

torische Führungsverhältnis hinaus besteht noch in der Gezweiung

zwischen Lehrer und Schüler die Führung des Lehrers.

Trotz des Vorranges der gesellschaftlichen Seite vor der persön-

lichen beginnen wir die Untersuchung der Einfachheit halber mit

der persönlichen.

2. Die p e r s ö n l i c h e S e i t e d e r E r z i e h u n g o d e r d i e

L e b e n s k u n s t

Es gilt, wach zu sein im Geiste, Geistesschlaf gleicht dem Tode.

Pythagoras.

Ist mit dem Vorrange der gegenständlichen, sozialen Seite der

Erziehung nicht die „Persönlichkeit“ gefährdet? Das ist die erste

Frage, die sich dem heutigen Menschen aufdrängt. Die Antwort ist

im obigen schon vorweggenommen. Sie lautet: Nein, denn wer sich

eingliedert, hat Eigenleben (Vita propria), und Eingliederung ist

überhaupt nur möglich, wenn dabei Eigenleben (in Gezweiung) ent-

wickelt wird. Unmöglich kann man Leichen eingliedern. Die per-

sönliche Seite der Erziehung, die Auferweckung des Gliedes (in Ge-

zweiung) zu jenen geistigen Inhalten, welche für die Ein- / gliede-

rung in die Gemeinschaft wesentlich sind, kann grundsätzlich nir-

gends fehlen, wo die Erziehung gelingt. Zum Beispiel ist das Wesen

der Heereserziehung durch Erweckung der kriegerischen Eigen-

schaften bezeichnet. Darin liegt unleugbar ein Lebendiges, Urper-

sönliches trotz der Gegenständlichkeit, der Vorgegebenheit des In-

haltes der Heeresanstalt. Daraus folgt, daß die Persönlichkeit sich

keineswegs allein und für sich selbst, sondern nur im Ganzen er-

ziehen kann und für das Ganze (allerdings nur im vollkommenen

Ganzen, und in der Abgeschiedenheit für Gott). Alle Erziehung

muß gemeinschaftstiftende Erziehung sein.