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Kann sich nun alle Persönlichkeitserziehung nur im Rahmen der
Ausgliederungsordnung vollziehen, dann ist die Aufgabe nicht die
erzieherische
Entwicklung
i r g e n d w e l c h e r
Geistesinhalte,
sondern jener, welche in der Ausgliederungsordnung der Gesell-
schaft (der Vollkommenheit nach) enthalten sind. Das folgt auch
aus der Ebenbildlichkeit des Gliedes zu dem gesellschaftlichen Geiste.
Wieder zeigt sich, daß objektive und subjektive Seite der Er-
ziehung nicht getrennt werden können. Die eine ist ohne die andere
nicht denkbar, beide fordern und entsprechen einander.
Die persönliche Seite stellt an den Menschen als Ich, als Subjekt,
die Aufgabe, sich aus ihn jeweils schon befassenden Gemeinschaften,
z. B. Familie, um- und in andere, z. B. Schule, Werkstätte, Heer,
einzugliedern. „Wie mache ich es meinerseits, um mich einzuglie-
dern?“ lautet hier die Frage. Hier handelt es sich also durchaus um
die Erweckung des gliedhaften Eigenlebens im Ich. Diese Erweckung
nennt man in tieferem Sinne von altersher Lebenskunst. Wie wird
man z. B. Krieger? Mit Hilfe der Eingliederungsbedingungen, die
das Regiment dem Neuling bietet? Das würde schwerlich hinreichen.
Denn sie sind ja zunächst dem Ich nur Äußerliches (Drill usw.), sie
sollen ihm aber innerlich werden. Zu diesem Zwecke muß der Neu-
ling vielmehr an sein eigenes Inneres anknüpfen. Und hier stoßen
wir auf den ersten Hauptsatz der Lebenskunst.
Um anknüpfen zu können, muß man schon etwas haben, an das
man anknüpft. „Wer da hat, dem wird gegeben“ — das ist grund-
legendes Gesetz aller Lebenskunst! Wer als ein kriegslustiger, von
Mut blitzender Junge zum Heere kommt, dem ist schon alles vor-
gegeben, wer als Feigling, der ist fast verloren.
Es h a n d e l t s i c h a l s o d a r u m , d e n e r s t e n A n -
s a t z z u g e w i n n e n .
Wenn der Schwächliche und Feige ein einziges Mal in einem Ein-
fall die heldische Haltung erlebt, erfaßt, dann ist er über den Berg.
Was da als Ahnung, als Blitz der Erleuchtung in ihn einschlägt, das
muß er festhalten.
Den ersten Ansatz zu dem zu Erweckenden aber muß er, wenn
nötig, dem Schicksal mit Gewalt entreißen.
Wie entreißt man ihn? — indem man wenigstens eine Spur
davon in sich entdeckt, indem man sich darnach s e h n t . Immer
darnach trachten, endlich / kommt der Augenblick, wo der zün-