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gang der Auslaugung gewissermaßen umkehren und ihn ihrerseits in
eine Bereicherung mit den geistig höherwertigen fremden (deut-
schen) Kräften verwandeln wollten.
2.
D i e J u d e n
Ähnlich wie die geistige Dürftigkeit des Tschechentums durch
Auslaugung zu erklären ist, so auch die Haupteigenschaft der Juden,
nämlich die Verstocktheit.
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Als ich einst die Darstellung der üblen Zustände des sich auf-
lösenden Ghettos zu Rom bei Gregorovius las
1
, fiel es mir auf, daß
die Juden viele Jahrhunderte hindurch leichte Möglichkeiten hatten,
aus dem Ghetto hinauszukommen und sich den germanisch-romani-
schen Völkergemeinschaften ehrlich einzugliedern. Was man von
ihnen forderte, war nur: die ernste Annahme des christlichen Glau-
bens. Da dieser Glaube gewiß der überlegene und höhere ist, da die
germanisch-romanischen Völkergemeinschaften für die verstreuten
Judengemeinschaften nun einmal die naturgewachsenen und die ge-
schichtlich gegebenen waren, so mußte es geradezu als eine geistige,
wie sittliche, wie geschichtliche Forderung erscheinen, die Einglie-
derung in die Wirtsvölker rückhaltlos und beflissen zu vollziehen.
Was taten aber die Juden? Sie weigerten sich dessen! Damit aber
weigerten sie sich: aus der niederen in die höhere Religionsgemein-
schaft wie Kulturgemeinschaft überzugehen. Und durch diese Grund-
tatsache ist der Vorgang der Auslaugung bei ihnen gekennzeichnet.
Diejenigen, die sich nicht weigerten und, innerlich überzeugt, zur
christlichen Gemeinschaft übertraten, waren im Wesentlichen die
edleren, geistig unmittelbareren Naturen: es waren diejenigen, wel-
che die überlieferte Herzenshärte zu überwinden vermochten. Ge-
wiß waren auch schwächliche Anpassungsmenschen unter den Über-
tretenden. Aber in weitaus überwiegendem Maße traten doch nur
jene zum Christentum über, welche das Höhere der christlichen
Völkergebilde innerlich empfanden und sich von den Fesseln enger
Überlieferungen frei zu machen verstanden.
Die Art, wie diese Vorgänge und die inneren Kämpfe, die es
dabei setzte, sich abspielten, werden uns in Shakespeares „Shylok'“
1
Ferdinand Gregorovius: Wanderjahre in Italien. Das Ghetto und die Juden in
Rom (1853), Ausgabe Dresden 1928, S. 265 ff.