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einen beispiellosen Triumph! Die Elemente, auf der einen Tafel als

Todsünden in all ihren Schrecken dargestellt, sind auf der zweiten

Stelle derselben Tafel als himmlische Lichtgötter gereinigt und er-

löst! Und wenn Christus aufersteht — hier kann man sagen: Das

Unbeschreibliche ist getan! Geist ist zu faßbarer Erscheinung gewor-

den!

Auch der Roman des dreißigjährigen Krieges, Simplizius Simpli-

zissimus, ist ein faustisch-metaphysisches Werk. Und die ganze Sturm-

und Drangzeit nachher ist nichts anderes als der stammelnde Ver-

such, einen Faust zu dichten. Denn das Faustische ist ja eben die Frage

an das Leben, der unstillbare Drang zum Übersinnlichen. Endlich

Goethes Faust selbst. Faustisch, obgleich mehr auf die Welt des Sitt-

lichen beschränkt, ist das Gestalten und Predigen Schillers. Faustisch

endlich ganz und gar sind die R o m a n t i k e r , sie, die sich bewußt

von dem Klassischen, formal Gesättigten, Harmonischen, als Stil-

form abwenden und offen das Ringen der Seele um den Sinn des

Lebens zum einzigen Gegenstand, ja sogar zur Form ihrer Dichtung

machen. Sie, die vielfach noch so unbekannt, ja gering geschätzt sind,

müßten den Deutschen am teuersten sein. Eichendorff, der heldische

und fromme Sänger des Waldes, Novalis, der seherische Künder der

Liebe, E. Th. A. Hoffmann, welcher den Spuk und Graus der Welt

in tiefsinnige Märchen bannt, Ludwig Tieck, der in den „Elfen“ die

Natur, im „Aufruhr in den Cevennen“ die Geschichte als Geist er-

stehen läßt, Wilhelm Heinrich Wackenroder, der zarte Jünger der

Kunst, der unruhig-sehnsüchtige Brentano, Achim von Arnim, Frie-

drich und Wilhelm Schlegel in einigen ihrer schönsten und geistreich-

sten Werke müßten Begleiter unsres Lebens und tägliche Bildner

unsres Geistes sein.

Eichendorff selbst hat uns in einem Meistersonett das Wesen des

wahren Dichters gezeichnet:

„Nicht Träume sind’s und leere Wahngesichte,

Was von dem Volk den Dichter unterscheidet.

Was er inbrünstig bildet, liebt und leidet,

Es ist des Lebens wahrhafte Geschichte.“

Dichtung ist also nicht Phantastik, auch nicht äußerliche Photo-

graphie (Realismus), sondern i n n e r e Wahrheit, Eindringen in

die Natur der Dinge.