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Wagner in das glückliche, allbekannte Wort gefaßt hat: D e u t s c h

s e i n h e i ß t e i n e S a c h e u m i h r e r s e l b s t w i l l e n

t u n .

Dieses Wort versteht jeder Bauer, es hat ganz greifbare, reale Be-

deutung und geht doch ganz in die Tiefe. Wer so lebt, der steht mit-

ten im Tun zugleich über dem Tun, weil er im Wesenhaften, im

Geistigen der Dinge wandelt. Nicht um des äußeren Erfolges willen

arbeiten wir dann, nicht aus bloßer werkzeughafter Berechnung wie

der Engländer; sondern das eigentlich Deutsche, der Ernst, die Inner-

lichkeit, besteht in der Hingabe an die Sache selbst — das kann ich

nicht oft genug wiederholen. In dieser Hingabe, dieser Versenkung

in die Natur des Werkes wird die entscheidende Wendung gemacht

vom bloß äußerlichen Tun um des Erfolges willen zum wesenhaften

Mitgehen mit dem Ding selbst; in jener Hingabe besteht die Um-

wendung von der bloß äußerlichen Tat zur Innerlichkeit des Gedan-

kens. Wenn ich handle, indem ich mit der Seele des Werkes mitgehe,

h a b e i c h m i c h s e l b s t a u f g e g e b e n , denn ich habe das

Ziel meines Handelns aus dem Wesen der Sache hervorgehen lassen,

nicht aus mir selbst heraus an die Sache herangetragen.

Ernst und Innerlichkeit kennzeichnen so den deutschen Geist.

Fichte sagt uns auch so manches, was gleichfalls in diesen Worten

„Ernst und Innerlichkeit“ liegt. In seiner siebenten Rede „an die

deutsche Nation“, behandelte er die Frage, was deutsch sei, auf voll-

kommene Weise. Er gliedert seine Antwort in vier Punkte: Deutsch

sein heißt:

1.

An ein absolut Erstes und Ursprüngliches im Menschen zu

glauben.

2.

An die Geistigkeit des Lebensprozesses der Nation und des

Daseins überhaupt zu glauben.

3.

An ein ewiges Fortschreiten des Menschengeschlechtes zu glau-

ben.

4.

Fichte verlangt von den Deutschen Ernst und Charakter, un-

erschütterlichen philosophischen Ernst. Und was könnte dessen

Grund zuletzt anderes sein als ein nimmer ruhender metaphysischer

Geist? Den verlangt ja auch schon die erste seiner Forderungen.

Verweilen wir bei der ersten dieser Bestimmungen als der wesent-

lichen. Was heißt es, an ein Erstes und Ursprüngliches im Menschen

zu glauben? Das heißt wieder nur: Die Hingabe an das i n n e r e

Wesen der Sache. Jedes Ding hat seine lebendige Seele, ich muß sie