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Daher lautet die erste Frage: Was ist die Wirtschaft im Gesamt-
ganzen der Gesellschaft?
Die Wirtschaft ist nur eine Teilordnung, Teilinhalt, „Teil-Ganzes“
der Gesellschaft. Alle gesellschaftlichen Teilganzen sind, mit einer
einzigen Ausnahme, in sich selbst Zweck. Religion, Kunst, Wissen-
schaft, Sittlichkeit zu erleben und zu verwirklichen, ist in sich selbst
Zweck, ebenso sind die vitalen Lebensempfindungen, z. B. des
Essens, Schlafens, sich selbst Zweck, denn Leben lebt nur sich selbst
und nichts anderes. Einzig und allein die Wirtschaft erweist sich als
ein solches Teilganzes, das nicht um seiner selbst willen da ist, viel-
mehr dafür, um die andern Teilganzen zu verwirklichen. Aus dieser
Erwägung heraus, die wir an einem anderen Orte gründlich und
nach allen Seiten hin entwickelten
1
, ergibt sich die Begriffsbestim-
mung: W i r t s c h a f t i s t e i n S y s t e m v o n M i t t e l n
f ü r Z i e l e
2
.
In der Entwicklung des methodologischen Gehaltes dieser Be-
stimmung „Mittel für Ziele“ ist das Schicksal der Volkswirtschafts-
lehre beschlossen. Der Begriff des Mittels hat zwei Seiten, gleichsam
ein Janusgesicht. In ihm liegt einerseits: das S t o f f l i c h e , d a s
U r s ä c h l i c h - N a t u r h a f t e , das mechanisch Bewirkende des
Mittels beschlossen; z. B. wirkt die Dampfmaschine durch den phy-
sikalischen Druck des Dampfes, das Geigenspiel durch die Schwin-
gungen der Saiten und der Luft. Andererseits ist im Begriffe des
„Mittels“ auch die Zweckbezogenheit (Mittel „ f ü r Z i e l e “ —
nicht nur „durch ursächliche Bewirkung“) beschlossen, also etwas
Nicht-Naturhaftes, rein geistig Bestimmtes: die Eigenschaft des
Mittels, eine V o r s t u f e zur Zielerreichung zu sein, das heißt
die Eigenschaft, das G e i s t i g e des Zieles zu teilen, an der G ü l -
t i g k e i t des Zieles teilzunehmen; z. B. ist die Dampfmaschine in
der Schuhfabrik eine Vorstufe für das Ziel, Schuhe zu tragen, oder
ein anderesmal, etwa im Wasserleitungswerke, Vorstufe für das Ziel
des Trinkwassergenusses, wenn mit ihr Wasser gepumpt wird; fer-
ner sind die Saiten zum Bespannen der Geige, sind die Quader-
1
Vgl. mein Buch: Fundament der Volkswirtschaftslehre, 3. Aufl., Jena 1923,
S. 20 und 25 ff. (jetzt: 5. Aufl., Graz 1967, S. 34 und 39 ff. = Gesamtausgabe
Othmar Spann, Bd 3).
2
Dies ist die objektive Begriffsbestimmung. Subjektiv genommen ist Wirt-
schaft das rangbestimmende Abwägen und Widmen der Mittel für Ziele.