210
und eine unbrauchbare Methodik ergäbe, überwunden (unbrauch-
bar deshalb, weil die Volkswirtschaftslehre damit eine teleologische,
eine inhaltlich-politische Wissenschaft würde); es wird der Be-
g r i f f d e r G l i e d h a f t i g k e i t d e s M i t t e l s a n d i e
S t e l l e d e s Z w e c k b e g r i f f e s g e s e t z t .
Ferner folgt daraus: die „Gliedhaftigkeit“ weist auf das Ent-
haltensein in einem Höheren, einem Ganzen. „ G l i e d “ w e i s t
a u f G a n z h e i t . Der Begriff der Ganzheit der Mittel oder, wie
wir schon sagten, des Gliederbaues von Mitteln, wird dadurch der
methodologisch höchste Begriff der Wirtschaftswissenschaft.
Die Ganzheit verlangt, wie wir an anderer Stelle ausführten, den
Begriff der A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g
1
. Denn es ist eine
Grundtatsache alles ganzheitlichen Seins, daß ein Ganzes sich nicht
unmittelbar in seine Glieder ausgliedert, sondern stets durch Zwi-
schenganze, durch Vermittelungen hindurch; das heißt aber: nach
einer Ausgliederungsordnung.
Hiermit sind wir aber schon an den einzelnen Wirtschafter, an
den einzelnen Menschen in der Wirtschaft herangekommen! Wäh-
rend die individualistische Lehre, indem sie mit dem Einzelnen be-
ginnt, auch den Bestimmungsgrund seines Handelns, und zwar als
einen subjektiven (also zuletzt: autarken) und als einen eindeutigen,
mit in die Wirtschaftslehre hineinziehen muß, nämlich den „Eigen-
nutz“, ist bei uns der Weg der Untersuchung ein anderer. Wir
sehen das Ganze vor uns, aber den Einzelnen durch die Vermitt-
lungen, welche jeweils die Ausgliederungsordnung bietet, hindurch,
das heißt in seiner Gliedhaftigkeit. An die S t e l l e d e s E i -
g e n n u t z e s d e r E i n z e l n e n u n d d e s Z u s a m m e n -
t r e f f e n s d e r e i n z e l n e n W i r t s c h a f t e r a u f d e m
M a r k t e t r i t t d a s G a n z e m i t s e i n e r A u s g l i e d e -
r u n g s o r d n u n g .
Der Begriff der „Ausgliederungsordnung“ ist bestimmt durch
„Stufenbau“ und „Teilinhalt“ (Teilordnung, Teilganzes). — Diese
1
Vgl. meinen Aufsatz: Vorrang und Gestaltwandel in der Ausgliederungs-
ordnung der Gesellschaft, in: Logos, Internationale Zeitschrift für Philosophie
der Kultur, Bd 13, Tübingen 1924/25; ferner mein Buch: Tote und lebendige
Wissenschaft, 2. Aufl., Jena 1925, S. 93 ff. (jetzt: 5. Aufl., Graz 1967, S. 77 ff. =
Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 6).