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theorie“. Das muß aber von Anfang bis zum Ende abgelehnt wer-
den. Erstens handelt es sich in der wirklichen Wirtschaft niemals
um die Verteilung von schon fertigen Gütern. „Fertige“ Güter gibt
es überhaupt im strengen Sinne nicht, es sei denn bei einigen
allerletzten, vollkommen genußreifen Gütern (etwa die Speise auf
dem angerichteten Teller. Aber selbst in der Gasthausküche ist sie
noch nicht „fertig“, kann sie noch anders zubereitet oder anders
verwendet werden). Daher gilt: Alle Güter werden erst in Gegen-
seitigkeit (Ziegelsteine sind keine Güter ohne die andern Baustoffe
usw.); und alle Leistungen und Güter können bis zuletzt ihre Stel-
lung in der Volkswirtschaft ändern; sie sind daher im wirtschaft-
lichen Sinne nicht „fertig“. Darum konnte im Kriege eine Schreib-
maschinenfabrik Granaten drehen, aus Papier wurden Stoffe, aus
Baumwolle Schießbedarf gemacht. — Der zweite Grundirrtum ist
der: nicht der Preis bestimmt die Verteilung; sondern: die G l i e -
d e r u n g u n d d a s h e i ß t V e r t e i l u n g d e r L e i s t u n -
g e n b e s t i m m t d e n P r e i s . Leistung ist vor Preis; Preis ist
nur Ausdruck der Gliederung der Leistungen. Die Preise haften den
Gütern nach Maßgabe der Gegliedertheit der Leistungen an. Die
Preise sind das Nachträgliche, die Leistungen (Güter) sind das Ur-
sprüngliche
1
. — Demgemäß werden im besonderen auch die Ein-
kommen nicht von den konkreten Erträgen der einzelnen Arbeiten
und Wirtschaftshandlungen hergeleitet und bestimmt; sondern stets
zuerst von den Erträgen der höheren Ganzheiten, und zwar zuerst
(nicht zuletzt) von den Erträgen der höchsten Ganzheiten. Der Ge-
samtertrag der Weltwirtschaft „verteilt“ sich auf die Volkswirtschaf-
ten, jener der Volkswirtschaft auf die Geschäftszweige, von da auf
die Betriebe, in diesen auf die Betriebsglieder. Man sieht, daß ins-
besondere der Begriff des „Rechts auf den vollen Arbeitsertrag“ für
den Einzelnen theoretisch ,nicht nur wirtschaftspolitisch' unhaltbar
ist. Wenn z. B. ein Eisendreher einer Walze zehn Arbeitsstunden
zusetzt, so ist die Verwandlung der rohen Walze in eine gedrehte
Walze nicht allein sein Werk und die Walze ist daher durchaus
nicht um die zehn Arbeitsstunden des Eisendrehers im Werte er-
1
Vgl. mein Buch: Tote und lebendige Wissenschaft, 2. Aufl., Jena 1925,
S. 80 ff. (jetzt: 5. Aufl., Graz 1966, S. 55 ff. = Gesamtausgabe Othmar Spann,
Bd 6).