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Tage als im Falle der mengenhaft-mechanistischen Natur an sich.

Denn die Natur kommt der Zurückführung auf bloß mengenhafte

Merkzeichen (Indizes) soweit entgegen, daß dieses Verfahren, ob-

wohl es den Gegenstand nicht erschöpft, Erfolge zeitigt; dagegen

sind im Seelischen Mengen überhaupt nicht anzutreffen, denn alles

zeigt sich in sinnvollen Zusammenhängen, aus Gliederung und Um-

gliederung der Ganzheit allein zu verstehen (was sogar für die

Volkswirtschaftslehre zutrifft, wo Güter m e n g e n , Arbeits-

m e n g e n nur abgeleiteterweise gelten).

Daraus folgt

3.

Das menschliche Ich w i r d nur am anderen Ich; darin kommt

ein gliedhaftes Enthaltensein des einzelnen Geistes in der Gemein-

schaft zutage; und diese Gliedhaftigkeit wieder beweist ein ganzheit-

liches Gefüge des Seelenlebens, welches die Befaßtheit oder Rückver-

bundenheit in der höchsten Überganzheit, Gott, notwendig fordert

(mystischer Seelengrund).

Nicht nur der sensualistische, auch der positivistische Irrtum

muß überwunden, es muß auch die Einsicht in die metaphy-

sische Grundwesenheit der Seele wieder gewonnen werden.

Das alles klingt dem heutigen, am Positivismus verarmten Den-

ken fremd; und besonders alles Metaphysische gilt geradezu als

peinlich. Wir antworten mit der Gegenfrage: Kann eine gehobene

Bildung ohne Metaphysik überhaupt bestehen?

Was uns aber hier im besonderen angeht, ist die Auffassung der

Sinnesempfindung als einer Teilnahme des Menschen an dem Inne-

ren der Natur, den immateriellen Wurzeln oder intelligiblen We-

sensgründen (Ideen, Formen) der Dinge. Wem dieser Gedanke zu

kühn erscheint, der bedenke umgekehrt: wie die herkömmliche Auf-

fassung der Sinnesempfindung völlig undurchführbar, n i c h t z u

E n d e d e n k b a r ist. Wäre der elektromagnetische Reiz, wäre

die Luftschwingung, die „Molekularbewegung“, wirklich allein und

ausschließlich ein ä u ß e r l i c h e r Reiz — dann wäre er und was

sich ihm anschließt — unserem geistig-seelischen Leben schlechthin

inadäquat, also nicht bloß „subjektiv“, sondern für uns unberühr-

bar, unerreichbar! Durch solche Reize vermöchten wir keinesfalls

Licht, Klang, Wärme zu empfinden; denn das Geistig-Seelische und

das Stoffliche liegen auf ganz verschiedenen Ebenen. Es muß ge-

radezu als gedankenlos bezeichnet werden, wenn der Positivismus