Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3776 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3776 / 9133 Next Page
Page Background

I. Einleitung

Warum ist unser leiblicher Organismus gerade so beschaffen, wie

wir ihn vorfinden, warum nicht ganz anders? Läßt sich sein Auf-

bau aus jenen bestimmten Organen, welche uns die Physiologie

lehrt, z. B. Herz und Lunge, Magen und Darm, begreifen, ableiten?

Der letzte Grund des Organismus muß in Geist und Seele liegen.

Die Verbindung des Geistes mit dem Stoffe ist es, woraus der Or-

ganismus hervorgeht. Das lehrt die philosophische Besinnung ebenso

wie die empirische Analysis. Denn nur haltlose Phantastik kann

den Organismus ausschließlich als Inbegriff chemischer Reaktionen,

also als ein rein materielles Gebilde ohne Geist erklären.

Indessen, wo sind die Verbindungswege des Geistes, wo ist die

Brücke des Geistes zu den bestimmten Organen und ihren Leistun-

gen? — Das ist die Frage, wenn man den Geist als den Urgrund des

Organismus annimmt.

Geht man von den bestimmten Tätigkeiten des Geistes aus, z. B.

dem Denken, künstlerischen Gestalten, Wollen, so findet man

diese Brücke nicht. Auch kann der Geist durch kein Wollen oder

Denken ein bestimmtes, verloren gegangenes Organ wieder zum

Wachstum bringen, ersetzen. Es zeigt sich demnach auch hier keine

bestimmte Brücke solcher Art.

So einfach liegen die Dinge also keinesfalls, daß man unmittelbar

von den Eigenschaften des Geistes zu jenen des Organismus über-

gehen könnte. Wenn man daher sagt, der Geist „verkörpere“ sich

im Organismus, so kann das nur mit dem Vorbehalte richtig sein,

daß die besonderen Bestimmtheiten des Geistes sich n i c h t in

bestimmten Eigenschaften und Organen, nicht in unmittelbaren

Entsprechungen des Organismus abspiegeln, also z. B. der Kunstsinn

des Geistes sich nicht in einem Kunstorgan verkörpere.

Können wir aber von bestimmten Eigenschaften des Geistes nicht

ausgehen, so bleibt nur übrig, auf das allgemeine, grundsätzliche

Verhältnis des Geistes zur Materie überhaupt zurückzugehen. Dieses

grundsätzliche Verhältnis ist nun dadurch bezeichnet, daß der Geist

mit der ganzen Natur in Verbindung treten müsse.

Dies einmal bedacht, leuchtet es durchaus ein, daß der Geist ja