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blicke auf den Erdgeist), du gabst, du gabst mir al les ... Gabst mir
die herrliche Natur zum Königreich ..
. . . Dann führst du mich zur sichern Höhle, zeigst
Mich dann mir selbst, und meiner eignen Brust
Geheime, tiefe Wunder öffnen sich.
(Die Höhle ist bekanntlich mystisches Sinnbild der Versenkung.)
Den Blick auf das Gesamtganze der Natur lenkt Goethe, das im
ersten Faustmonolog vom Makrokosmos und Erdgeiste Gesagte
gleichsam zusammenfassend, noch im hohen Alter in folgenden, oft
angeführten Worten (Bedenken und Ergebung, 1820):
So schaut mit bescheidnem Blick
Der ewigen Weberin Meisterstück,
Wie e i n Tritt tausend Fäden regt,
Die Schifflein hinüber, herüber schießen,
Die Fäden sich begegnend fließen,
Ein Schlag tausend Verbindungen schlägt.
Das hat sie nicht zusammengebettelt,
Sie hat ’s von Ewigkeit angezettelt,
Damit der große Meistermann,
Getrost den Einschlag werfen kann.
Im „Ganymed“ finden wir einen Ausdruck der innigen Gemein-
schaft des Menschen und „Gott-Natur“; an anderer Stelle wieder ge-
denkt Goethe auch des Übermaßes, das die Gemeinschaft zwischen
Mensch und Natur bedroht (Vom Sonnenaufgange gesagt, Faust II):
Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen
Ein Flammenübermaß, wir stehn betroffen;
Des Lebens Fackel wollten wir entzünden,
Ein Feuermeer umschlingt uns, welch’ ein Feuer!
Ist ’s Lieb, ist ’s Haß? Die glühend uns umwinden
Mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer,
So daß wir wieder nach der Erde blicken,
Zu bergen uns in jugendlichem Schleier.
So bleibe denn die Sonne mir im Rücken!
Goethe sucht das höchste Ganze in seiner Unbegreiflichkeit auch
im Einzelnen. Das Einzelne weist auf den tiefen Naturgrund, den
wir nicht zu erschwingen vermögen:
Unmöglich ist immer die Rose,
Unbegreiflich die Nachtigall!
Auf verborgene E n t s p r e c h u n g e n zwischen dem laby-
rinthischen Gange der Natur und des menschlichen Lebens, Liebens