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und Denkens deuten die bekannten Verse im Gedichte „An den
Mond“, wo der verschlungene Lauf des Flusses und die Vergänglich-
keit seiner Wellen auf den Menschen angewandt wird:
... Was von Menschen nicht gewußt,
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht!
Ebenso weckt die Magie der Nacht die schlummernde, vielleicht
Unholdische Zauberwelt der Natur in der menschlichen Brust. Diese
Entsprechung vornehmlich ist es, welche Tiecks Reime so berühmt
machte:
Mondbeglänzte Zaubernacht,
Die den Sinn gefangen hält,
Wunderbare Märchenwelt,
Steig’ auf in der alten Pracht!
Wie dem Morgen und dem Frühling neues, inneres Leben und
geistiges Erwachen in uns entspricht, wurde oft besungen. Auf eine
noch höhere Entsprechung, eine Erneuerung im jenseitigen Leben
zielt Uhland im Gedichte „Künftiger Frühling“:
Wohl blühet jedem Jahre
Sein Frühling mild und licht;
Auch jener große, klare —
Getrost, er fehlt dir nicht!
Er ist dir noch beschieden
Am Ziele deiner Bahn;
Du ahnest ihn hienieden,
Und droben bricht er an.
Der reiche Wechsel, die unerschöpflichen Verwandlungen, deren
die Natur, ähnlich dem Menschen, fähig ist, kommt z. B. in folgen-
den bannenden Versen Eichendorffs zum Ausdrucke:
Waldkönig zog durch die Wälder
Und stieß ins Horn vor Lust.
Da klang über die stillen Felder,
Wovon der Tag nichts gewußt.
Das Kühnste wagt der einzig dastehende Suleika-Hymnus
Goethes im „West-östlichen Divan“, welcher die Entsprechungen für
das, was der Mensch in der Liebe zu empfinden vermag, auch in der
Natur aufweist; womit die verborgene Einheit von Mensch und
Natur auf neuem Wege angedeutet ist und das Gemeinleben beider
neu verständlich: