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behauptet, daß wir das, was ihm doch selbst ein schlechthin Anderes

sein muß, Reiz und Chemismus der Organe, in der Empfindung

als ein I n n e r l i c h e s zu nehmen vermöchten, was dadurch, daß

es als „parallel“ oder „korrekt“ bezeichnet wird, sich nicht ändert.

Enthielte die Natur wirklich gar nichts vom Abglanze unseres

Geistes, bildete sie nicht vielmehr eine Gemeinschaft fernerer Ord-

nung mit ihm, enthielte sie also nichts Immaterielles, dann wäre sie,

wir wiederholen es, unempfindbar, unberührbar; bestenfalls bildete

sie ein Chaos, in dem wir uns unmöglich zurechtfinden könnten.

Dies kann man nicht genug bedenken, wenn man sich über das

Verhältnis von Mensch und Natur klar werden will.

Allerdings gehört für den neuzeitlichen Menschen zur Erfassung

des wahren Gemeinschaftsverhältnisses zwischen Mensch und Natur

ein gewisser innerer Aufschwung, eine schöpferische Erhebung über

angelernte materialistisch-positivistische Einstellungen. Es gehört

für den im heutigen Geiste Erzogenen eine innere Umkehr dazu,

sich die Natur als von immateriellen Wesensgründen getragen vor-

zustellen und diese Wesensgründe als von unserem Geiste berühr-

bar, ja ihm angehörig!

So führt uns die wahre Betrachtung der Natur zur Größe des

Menschen zurück. Der Mensch ist seinem höchsten Wesen nach

Geist; Geist, der sich selbst zu denken vermag, der die ganze Welt

in sich befaßt, um die Natur zu empfinden und sie noch darüber

hinaus zu erkennen vermag.

Als besonderen Gewinn dürfen wir es endlich noch betrachten,

daß sich mit unserer Auffassung vom Wesen der Sinnesempfindung

von selbst auch der E i g e n w e r t der Natur ergibt, eine For-

derung, auf die im Innersten nicht verzichtet werden kann (selbst

die strenge Askese könnte es nur sehr bedingt). Und warum wird

Goethes großes Wort: „Ist nicht Kern der Natur — Menschen im

Herzen?“ immer wieder angeführt, als gerade wegen des Verwandt-

schaftsgefühls von Seele und Natur? Dieses kann aber nur durch

ein Getragensein der Natur von Immateriellem begründet werden.

Geschieht das, dann ist auch jenen philosophischen Armen, welche in

dem göttlichen Worte des Dichters „Pantheismus“ wittern wollen,

die Rede verschlagen.

Schließlich wird man den Lehrbegriff von den immateriellen

Wurzeln der Materie leichter verstehen, wenn man ihn als eine ge-

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