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Die Prinzipien- und Kategorienlehre des Aristoteles baut auf

Platon

auf. Der

aristotelischen „F o r m“ entspricht die platonische „I d e e“, welche die Welt

nach Z w e c k e n bestimmt

1

. Im „Sophistes“ wird von Platon das Eine

(έν)

und Seiende (συ)

,

das Absolute, sowohl als in sich beharrend oder R u h e (

οτάοις

)

wie als sich verändernd oder B e w e g u n g (

χίνεοις

)

erklärt (unter Bewe-

gung ist hier das Denken als Prozeß zu verstehen). Weiterhin unterscheidet

Platon noch D a s s e l b i g k e i t oder Identität (

ταυτόν

) und A n d e r h e i t

oder Verschiedenheit

(

ζάτερον

),

was aber im Grunde wieder auf Beharrung

und Veränderung hinausläuft. Denn das sich selbst Gleichbleibende beharrt in

sich. — Demgemäß möchten wir z w e i U r k a t e g o r i e n bei Platon unter-

scheiden: Beharrung (Identität) und Veränderung (Anderheit), nach denen sich

die Ideen zum Ideenreich, zur „Gemeinschaft der Ideen“ (

χοινωνία τών γενών

)

verbinden und scheiden

(

διαίρεσις

),

ebenso wie die Dinge der Erfahrung sich

nach Gattungen und Arten gleichen (Dasselbigkeit) und scheiden (Anderheit).

Platons Kategorienlehre ist nicht ausgeführt, aber tiefer angelegt als jene

des Aristoteles, denn sie geht von den ursprünglichsten — intelligiblen — Weisen

des Seins aus, während Aristoteles mit Ausnahme der Substanz nur empirische

Weisen zu unterscheiden sucht.

An Platon schließt sich der Neuplatoniker

Plotin

an.

/

IL Immanuel Kant

A. D a r s t e l l u n g

Von den nacharistotelischen Kategorienlehren erwähnten wir be-

reits Plotin und die Scholastik, die aber Grundlegendes nicht lei-

steten. In der Neuzeit kommen die E m p i r i s t e n auf, deren

wichtigste Vertreter von Galilei und Newton bis zu Comte und

Mach wir bereits nannten

2

. Wir sehen von ihnen ab, da sie eine

systematische Kategorienlehre nicht entwickelten. Methodologisch

gesehen ist die ursächliche Wirkung der Dinge aufeinander, und das

heißt die

Beziehung

— Wechselbeziehung, Wechselwirkung im ma-

thematisch-funktionalen Sinne

3

die einzige Kategorie des Empi-

rismus.

Erst bei K a n t kommt Neues zum Vorschein. Er faßt die Bewe-

gung, welche seit Descartes die moderne Zeit ergriff, zusammen.

Kant unterscheidet sich von Aristoteles grundsätzlich dadurch, daß

1

Siehe zum Beispiel Platon: Timaios, 30 ff., 47 ff. und öfter.

2

Siehe oben S. 13.

3

Vgl. oben S. 12 f., unten S. 48, 51 f. und öfter.