32
[26/27/28]
selnden Anregungen, welche die Sinne erfahren, ist also empirisch,
a p o s t e r i o r i s c h ; daß sie raumzeitlich und als Gegenstände ge-
dacht werden, sei a p r i o r i s c h , denn es liegt an den kategoria-
len (apriorischen) An- / schauungsformen der Sinnlichkeit, nämlich
Raum und Zeit, sowie an den Denkformen des Verstandes, welche
die Gegenständlichkeit, zum Beispiel durch die Kategorien Substanz,
Qualität, Ursächlichkeit, hervorbringen. A u c h S e i n , „ R e a 1 i -
t ä t “ i s t a l s o n u r e i n e K a t e g o r i e . Daraus folgt aber:
Man kann daher nicht sagen, das Ansich der Dinge „sei“, es komme
ihm „Sein“ zu, denn dem Ansich kann man keine unserer Kate-
gorien (die alle subjektiv sind) beilegen.
Richtig wurden von der neukantischen Schule Kants Kategorien
nach einem Begriffe der Lotzeschen Logik als G e l t u n g s -
g r ü n d e bestimmt. Sie sind ihrer apriorischen Natur nach all-
gemein verbindlich, objektiv gültig, nicht relativ (empirisch), wie
der wechselnde Stoff der Erfahrung. Sie allein vermögen W a h r -
h e i t unserer Erkenntnis zu begründen. — Diese Auseinander-
haltung von Apriori, das ist Geltung (Wert), auf der einen Seite
und empirischem Stoff auf der anderen Seite ist als ein Haupterträg-
nis der Kantischen Erkenntnistheorie von der neukantischen Schule
herausgearbeitet worden. (Die Frage dagegen, wie die Kategorien
selber psychologisch und physiologisch bedingt seien, durch wel-
chen psychologischen „Mechanismus“ sie sich im Denken durch-
setzen, ist unseres Erachtens falsch gestellt, denn die Kategorien ste-
hen eben ihrem Begriffe nach vor jedem psychologischen Vorgange
und liegen ihm zugrunde.)
Nach allem Gesagten liegt unseres Erachtens der Gedanke nahe,
die G ü l t i g k e i t o d e r A p r i o r i t ä t selbst als eine eigene
Kategorie, ja als die Urkategorie der Kantischen Erkenntniskritik
und Methodologie zu betrachten, die allerdings in der Kategorien-
tafel nicht vorkommt.
Die Apriorität selbst begründet Kant durch einen wichtigen Be-
griff, der aber in der Kategorientafel selbst gleichfalls nicht vor-
kommt, natürlich die von ihm sogenannte „transzendentale Apper-
zeption“ oder „transzendentale Synthesis“. Sie besagt, daß das
Mannigfaltige unseres Bewußtseinsinhaltes zur E i n h e i t ver-
bunden wurde. Wie soll nämlich, so fragt Kant, die empirisch Vor-
gefundene Einheit unseres Bewußtseins erklärt werden? / Unsere