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37

Betrachtungen der wesentlichsten Grundlagen der Fichtischen Kate-

gorienlehre genügen

1

.

Ausgangspunkt ist der Satz: „Das Ich setzt sich selbst, und es ist

vermöge dieses bloßen Setzens durch sich selbst.“

2

Dieses Sein des

Ich ergibt schon die erste Kategorie, die R e a l i t ä t . Fichtes Be-

gründung ist folgende.

(1)

Im Setzen schlechthin, nach Art von A = A, begründet das

sich selbst gleiche Ich sein Sein: die Kategorie der Realität. Der oft

nicht richtig verstandene Satz Fichtes, „das Ich setzt sich selbst“,

ist nur eine bestimmte Wendung des Gedankens der transzenden-

talen Apperzeption, die ja als reine Aktivität, „Spontaneität“ ge-

faßt werden muß; was übrigens eine unverlierbare Wahrheit aller

nicht-empiristischen Philosophie bedeutet. Wie / sollte Aktivität

anders zu denken sein denn als Selbstsetzung? — Durch den Begriff

der Selbstsetzung aber wird das Ich die Quelle der Realität und seine

eigene Schöpfung. Denn Ich (transzendentale Apperzeption) ist

Tat, reine Tat.

(2)

Gegensetzen. Das Ich setzt sich im Setzen sich selbst entgegen.

„Das Ich setzt ein Nichtich“, das heißt, das Ich ist sich selbst Objekt,

entgegen. Auch dieser scheinbar so schwierige Begriff ist einfach und

zuletzt unwiderleglich, er sagt: alles, was das Ich setzt, ist nicht es

selbst, ist ein Nicht-Ich — wie ja die Erfahrung überall zeigt. Denn

zum Beispiel ein Gedanke, eine Handlung, die das empirische Ich

setzt, findet sich dem Ich gleichsam gegenüber, vom Ich getrennt;

darum als „Nicht-Ich“, Objekt. Das Bewußtsein ist Subjekt-Objekt.

Das Nicht-Ich hat darum, so sagt Fichte, die Form—A (Non-A).

Die Setzung in ihrer Eigenschaft als Gegensetzung geschieht also

nach der Formel — A nicht = A. Dieses ergibt nach Fichte die

K a t e g o r i e d e r N e g a t i o n

3

, wozu Fichte als Nebenkate-

gorie die Teilbarkeit = Q u a n t i t ä t , ferner die Begrenzung der

Quantität = Q u a l i t ä t hinzufügt.

1

Vgl. Fichtes Werke, herausgegeben von Fritz Medicus, Bd 1: Grundlage

der gesamten Wissenschaftslehre, Leipzig 1922, S. 285 ff. (= Philosophische Bi-

bliothek, Bd 127); Sämtliche Werke, herausgegeben von Immanuel Hermann

Fichte, Bd 1, Berlin 1845, S. 91. — Mehr darüber jetzt in meinem Buch: Philo-

sophenspiegel, Leipzig 1933 [2. Aufl., Wien 1950],

2

Fichtes Werke, Ausgabe Medicus... S. 290; Sämtliche Werke, Ausgabe

Immanuel Hermann Fichte, .. . S. 96.

3

Fichtes Werke, Ausgabe Medicus, ... S. 299.