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Fichte kleidet diesen Gedankengang in die schwierigen Formeln:

(a)

Das Ich setzt im Ich das Nicht-Ich; eine Formel, die aber zuletzt nur

besagt, daß das Gesetzte eine Setzung des Ich ist, also im Ich-Bereiche geschieht,

ichhafter Art ist, was nicht bestritten werden kann.

(b)

Das Ich setzt im Ich dem teilbaren Ich das teilbare Nicht-Ich entgegen

(was aus dem Begriff der Teilung oder Teilbarkeit folgt, von dem Fichte

annimmt, daß er in der Negation, der Gegensetzung, liege). — Ferner ist zu

bemerken: Beide angeführten Sätze besagen zugleich, daß erst durch die Ent-

gegensetzung (durch das, was nicht Ich ist) das Ich selbst aktuiert werden, selbst

erscheinen kann, denn setzen kann man nur, wenn man ein etwas, das ist aber

ein Andres als das Ich, setzt. Somit erscheint an dieser Anderheit, an diesem

Unterschied erst das Ich, erst an seiner Gegensetzung, seinem Gegenstand. Wenn

das Nicht-Ich dennoch „im Ich“ gesetzt wird, so wird doch das Ich selbst erst

in dieser Setzung — die natürlich nicht in ein Außerhalb fallen kann — aktuiert.

(3)

Wechselbestimmung. (Nach der Formel: + A.) Sie be- / steht

in der Vereinigung der absoluten Tätigkeit im Ich (dem Setzen)

und dem absoluten Leiden (Bestimmtwerden, Gesetztwerden) des

Ich durch das (gesetzte) Nicht-Ich. Fichte kleidet dies in den Satz

„durch die Bestimmung der Realität oder Negation [denn erst

durch die negierende Gegensetzung wird das Ich aktuiert oder real

1

]

des Ich wird zugleich die Negation oder Realität des Nicht-Ich [will

sagen, auch das Nicht-Ich hat am Ich eine Negation, auch das Nicht-

Ich wird durch den Gegensatz, den das Ich ihm gegenüber darstellt,

erst realisiert] bestimmt“

2

.

Fichte setzt die Wechselbestimmung der Relation gleich, diese, als

Beziehung zwischen den Dingen, gleich der W e c h s e l w i r -

k u n g , also zuletzt gleich der Kausalität. Die Synthesis „Wech-

selbestimmung“ besteht nach ihm darin, „daß man in Entgegenge-

setzten diejenigen Merkmale aufsuche, worin sie g l e i c h sind“

3

.

Das geschieht durch den Begriff der Teilbarkeit und ergibt ihm

den logischen Satz, den man bisher den des Grundes nannte: A

zum T e i l = — A. „Zum Teil“ ist also dabei das in beiden

Größen enthaltene: der Beziehungsgrund. Es ist ersichtlich, daß

Fichte hier auf die Kausalität hinsteuert. — Weitere N e b e n -

k a t e g o r i e n aus der Wechselbestimmung sind: Substanz — Ak-

zidens, was Fichte dahin bestimmt, daß Substanz den ganzen Um-

kreis der Realität begreife, Akzidens das Ich als nicht schlechthin

bestimmte Sphäre

4

.

1

Einschaltungen in eckigen Klammern stammen hier wie später von mir.

2

Fichtes Werke, Ausgabe Medicus, ... S. 326.

3

Fichtes Werke, Ausgabe Medicus, ... S. 30/.

4

Fichtes Werke, Ausgabe Medicus, ... S. 327.