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s e 1 w i r k u n g “ , „ B e z i e h u n g “ s i n d a b e r m e t h o d o -

l o g i s c h

g l e i c h b e d e u t e n d e

B e g r i f f e .

Denn

daß

die „Wechselwirkung“ nur ein Wirken und Rückwirken, also eine

(kausale) Abfolge mit fortwährendem Wechsel der Teile ist, liegt am

Tag. Aber auch bei der „Beziehung“ oder „Relation“ kann es nicht

strittig sein, daß ein Ding zum andern sich nur als Ursache oder

Wirkung, unvermittelt oder vermittelt, verhalten könne. Die

„funktionelle Abhängigkeit“ mathematischer Art wieder ist nichts

anderes als die rein quantitative Fassung der ursächlichen „Bezie-

hung“. „Reine Beschreibung“ endlich und „Parallelismus“ setzen

die sinnfreie Ursächlichkeit in dieser oder jener Form wieder vor-

aus

1

.

Bedenkt man gegenüber dieser zwar in sich geschlossenen, aber

rein mechanistischen Welterklärung die großartige Überlegenheit

des deutschen Idealismus von Kant bis Hegel, so muß man sich fra-

gen, warum diese Überlegenheit nicht in einer eigenen, nichtempiri-

stischen Verfahrenlehre zum Ausdruck kam?

Die Antwort liegt zu einem Teil in dem allgemeinen Zurückwei-

chen des Idealismus vor dem neu emporkommenden Materialis-

mus des 19. Jahrhunderts; zum anderen Teil aber darin, daß der

Z w e c k b e g r i f f , bei dem man nach Scheitern der / Dialektik

immer wieder als dem methodischen Gegenbegriffe der Ursächlich-

keit landete, auf die Dauer zur Begründung der Erfahrungswissen-

schaften untauglich ist. S o l a n g e d e r Z w e c k b e g r i f f d e n

U r s ä c h l i c h k e i t s b e g r i f f e r s e t z e n s o l l , i s t k e i n e

A u s s i c h t a u f e i n e p r a k t i s c h a n w e n d b a r e n i c h t -

u r s ä c h l i c h e V e r f a h r e n l e h r e ! Denn zunächst ist der

Zweckbegriff notwendig „anthropomorph“, gleichsam kleinmensch-

lich und schon damit unfruchtbar. Wenn man sagt, „die Fliegen sind

dazu da, damit der Frosch sie fresse“, so ergibt das eine Weltbetrach-

tung, die allzu eng ist. Auf solche Weise wird die Welt wahrhaftig

aus der Froschperspektive gesehen. Noch schlechter erging es den

beiden Umbiegungen des Zweckbegriffes in das psychologische

„M o t i v“ und in die „ Z w e c k u r s a c h e“. In beiden wurde

der Zweck vernichtet, und reine Ursächlichkeit blieb übrig. Denn

ein Zweck, der „wirkt“, ist ja schon kein Zweck mehr, sondern

1

Eine weitere Behandlung des Gegenstandes siehe unten drittes Buch, erster

Abschnitt, S. 308 ff.