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D r i t t e r A b s c h n i t t

Rückblick auf die bisherigen Betrachtungen

Überblicken wir die Geschichte der Kategorienlehre, so finden

wir, daß einerseits die aristotelische und scholastische Kategorien-

lehre auf dem Wege des Formbegriffes in ihrer Auswirkung auf die

praktischen Verfahren der Wissenschaft zur Herrschaft des Z w e c k -

b e g r i f f e s gelangte; daß andererseits seit der Renaissance,

dem Empirismus und der Aufklärung die Herrschaft des natura-

listischen, das heißt mechanistischen U r s a c h e n b e g r i f f e s

und der darauf aufgebauten Verfahrenlehre, nämlich der induktiven

und quantifizierenden Methode, folgte und bis heute andauert.

Diese Herrschaft konnte auch durch den deutschen Idealismus

von Kant bis Hegel nicht gebrochen werden. K a n t vermochte

den „Primat der praktischen Vernunft“, welcher den Zweckbegriff

voranstellen müßte, methodologisch nicht durchzuführen, vielmehr

behielt die Kategorie der Ursächlichkeit bei ihm und seinen Schulen

praktisch eine beherrschende Stellung. Besonders deutlich wird dies

bei Schopenhauer und beim Neukantianismus, wo von den Kanti-

schen Kategorien nur noch die Ursächlichkeit übrigblieb. Bei

F i c h t e , S c h e l l i n g u n d H e g e l sind wohl die system-

gemäßen Bedingungen zur Überwindung des naturalistischen Ur-

sachenbegriffes gegeben, aber zu einer entwickelten nicht-kausalen

Verfahrenlehre, die in den Wissenschaften aufbauend hätte wirken

können, kam es teils überhaupt nicht, teils geriet sie, soweit näm-

lich die d i a l e k t i s c h e M e t h o d e in Frage kommt, bald in

Verfall. Darum zeigt die Gegenwart wieder die unbedingte Herr- /

schaft des mechanistischen Ursächlichkeitsbegriffes in sämtlichen

Wissenschaften.

Wir finden diese Herrschaft in Kantischem und in empiristischem

Gewande. Der empiristische Ursachenbegriff ist allerdings nicht

ganz einheitlich. Wesentlich ist ihm aber in allen seinen Spielarten,

daß er, wie immer wieder zu sagen, lediglich eine empirische,