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II.
Die auslegende oder wesenverleihende Ebenbildlichkeit hat die
Weise der Auseinanderlegung des Sachgehaltes
der Ganzheit in Teilinhalte
Ebenbildlichkeit als Selbstdarstellung der Ganzheit läßt die Frage
entstehen, warum sich diese Selbstdarstellung nicht in einem ge-
nauen Nachbild, gleichsam in einem Abklatsch oder Doppelgänger
vollzieht? Der Grund dafür läßt sich einsichtig verstehen. Es er-
geben sich hier nämlich zwei Bestimmungsstücke an der Ebenbild-
lichkeit:
(1)
daß es zwar die Ganzheit selbst ist, die sich in jedem Teile
darstellt, wodurch das Artgemäße der Teile gesichert, die Fremdheit
der Teile ausgeschlossen ist; aber
(2)
daß sie dies auf m a n n i g f a l t i g e Weise tun muß. Sollen
„Dinge“, soll „Vieles“ überhaupt sein, dann kann Ganzheit nicht
einfach einen A b k l a t s c h , einen Doppelgänger ihrer selbst
geben. Das würde sowohl dem Satze widersprechen: „das Ganze
als solches hat kein Dasein“ — es gibt ja kein einfaches, es gibt nur
ein gegliedertes Ganzes; wie auch dem Satz: „es wird in den Glie-
dern geboren“. Denn wenn ein Doppelgänger der schaffenden Ganz-
heit entstehen würde, dann gäbe es auch / kein gegliedertes Ganzes,
kein Sich-Darstellen in mannigfachen Teilen — keine Welt! Darum
kann „Ebenbildlichkeit“ niemals „Nachbild“ oder „Kleinbild“ be-
deuten, sondern stets eine „Klein w e l t“, stets das, was die Alten
μικρός
κόσμος
nannten. „Ebenbildlichkeit“ heißt nicht einfaches
Doppelgängertum, sondern gleichsam bunter Freundeskreis, nicht
Duplizität, sondern Mikrokosmizität.
Nach der Kategorie der Ebenbildlichkeit enthält jeder Teil das
Ganze in sich — aber nur in begrenzter Weise. Allein dadurch kann
ein ausgegliedertes Ganzes voll innerer Mannigfaltigkeit zustande
kommen; anderenfalls bestünde, wie wir schon sagten, die Welt
aus einem einzigen Doppelgänger des Urganzen, des Schöpfers. Für
diese notwendige Mannigfaltigkeit in der Ausgliederung einige
Beispiele:
Nicht eine einzige Zelle bildet den Organismus, sondern viele „differenzierte“
Zellen, nicht ein einziges Organ, sondern viele Arten davon, zum Beispiel Wurzel,
Stamm, Blatt, Blüte, oder Nervensystem, Muskelsystem, Knochensystem; aber
jede Art von Zellen und jede einzelne Zelle weist gerade deswegen auf alle an-
deren notwendig hin, w e i l j e d e n u r i n i h r e r b e s c h r ä n k t e n